DIE SITUATION IN BURMA

Burma wurde nach 1962 von einer militärisch-sozialistischen Einheitspartei regiert mit dem traditionellen Buddhismus als Staatsreligion. Dieser einmalige "Burmese way of socialisme" konnte nicht verhindern, was auch in vergleichbaren Diktaturen an Werteverfall, Gleichgültigkeit, Menschenverachtung, Unterdrückung und Verarmung das Endstadium war. Keine Spur von "sozial" und gröbste Missachtung buddhistischer oder christlicher Inhalte oder auch nur elementarer Menschenrechte.

Seit 1988 verschärft sich das Regime ständig und beutet dieses international Jahrzehnte lang fast vergessene und zu den 5 ärmsten der Welt herabgewirtschaftete Land weiterhin massiv aus. Westlicher Konsum soll kein Maßstab sein, dennoch: 1 Farbfernseher kostet 20, Pass und Auslandsvisum 28 Jahreseinkommen eines öffentlichen Angestellten! Nach Massenprotesten und Massakern von mehreren Tausend (nach Pekinger Vorbild) übernahm der SLORC (Staatsrat zur Wiederherstellung von "Recht und Ordnung") die Macht.

Nach den 1. Wahlen mit demokratischen Oppositionsparteien, welche diese im Mai 1990 mit etwa 80 % gewannen, wurde die Lage noch schlimmer: Die Junta ignorierte das Wahlergebnis und benannte den Vielvölkerstaat in "Union von Myanmar" um. Der Verlust internationalen Ansehens gipfelte mittlerweile im Zynismus der Machthaber, den SLORC auf "Staatsrat für Frieden und Entwicklung" umzubenennen.

Es herrscht Willkür ungeahnten Ausmaßes mit "ethnischen Säuberungen" und Genozid an "Minderheiten" (30 % der Bevölkerung), darunter auch christianisierten Volksgruppen. Armee, Polizei und Geheimdienste verfolgen die demokratischen Bewegungen und Mönche, die ihren Status moralischer Unabhängigkeit wahrnehmend an Menschenwürde erinnern oder die Annahme scheinheilig dargebotener Gaben der mordenden Generäle verweigern. Tempel wurden besetzt und zerstört, Dörfer abgebrannt - ohne sensationelle Berichterstattung westlicher Medien.

Internationale Brauereien und Firmen zum Abbau von Erdgas, Mineralien und Teakholz (klimaschädigender Kahlschlag!) machen sich mitschuldig an Zwangsumsiedlungen, Aufrüstung gegen das Volk und persönlicher Bereicherung der Juntamitglieder. Die sich an Gandhi orientierende Oppositionsleitfigur und Friedensnobelpreisträgerin von 1991, Aung San Suu Kyi, war viele Jahre unter Hausarrest, jetzt unter "Schutz" gestellt. Sie selbst ruft das Ausland zum Boykott Burmas auf (Privatreisen, Investitionen, Handel, Wirtschaftshilfe).

Bauern haben so viel Reis für den Export abzuliefern, dass Reismangel die Schwarzmarktpreise treibt. Die Ausgaben für "Verteidigung" ( Unterdrückung) sind 150 Mal höher als für Bildung und Gesundheit zusammen. Es gibt Gulags im Land und in Lagern angrenzender Staaten hausen 1996 über 500.000 Flüchtlinge. Die SLORC-Armee schreckt selbst davor nicht zurück, auch auf thailändischem Boden Camps zu überfallen.

Die Junta kooperiert mit den Drogenbossen und verdient kräftig mit: Burma ist der größte Heroinexporteur der Welt (seit 1988 verdoppelte Ausfuhr). Das betrifft auch den Westen! SLORC ist eine der übelsten und brutalsten Diktaturen dieses Jahrhunderts.

Zehntausende sind in Gefängnissen, in Arbeitslagern, verschleppt, ermordet. Unter Britischer Kolonialherrschaft wurde "Kirche" (Sangha) und Staat getrennt, so dass dieser keine Kontrolle mehr über den Mönchsorden hatte. Die Briten missachteten religiöse Sitten und die Mönche organisierten sich auch politisch und spielten im Befreiungskampf eine wichtige Rolle. So hat mönchischer Widerstand in Burma Tradition und unter den heutigen Gefangenen, Vermissten und Gequälten sind deshalb auch viele Kinder und Jugendliche, die traditionsgemäß im Alter von 10-20 Jahren häufig als Novizen leben und vom Tempel aus Schulen besuchen. Studenten (Laien) werden die Studienfächer vorgeschrieben, wenn die Unis überhaupt geöffnet sind (seit einigen Jahren geschlossen). Es besteht Versammlungsverbot, die Benutzung des Internet wird mit Gefängnis bestraft. Internationaler Druck milderte in einigen Fällen den Staatsterror gegen Studenten und mutige Journalisten.

Nach Beginn scheinbaren Tauwetters 1995 mit Liberalisierung des Tourismus (mit Zwangsumtausch) und unvorstellbarem Bauboom (Hotels, internationale Firmen, Verkehrswege, Pipelines) sieht es seit Mitte 1996 wieder ganz anders aus. Die Lockerungen erweisen sich als bloße Schachzüge zur Aufbesserung internationalen Images, zur Devisenbeschaffung und Anlockung von Investoren. Echte oder nur bezichtigte Regimegegner und Mönche sind unter schlimmsten Bedingungen in Haft. Mönche (auch greise Äbte) werden sogar gewaltsam ihrer Robe entledigt, um zusammen mit Frauen, Kindern und Alten in Steinbrüchen oder im Straßen-, Bahntrassen- und Flughafenbau oft bis zur physischen Vernichtung in Zwangsarbeit zu gehen - zum Aufbau der Infrastruktur.

Straßen werden gebraucht für die hofierten Touristen oder die Armee für deren zerstörerische Feldzüge gegen die nach Eigenständigkeit strebenden nicht-burmesischen Stämme (mind. 500.000 Tote). Seit einiger Zeit wird Yamgoon zum "2. Bangkok" ausgebaut, der Sextourismus mit staatlichen Bordellen gefördert: das Geld ist für die Junta und die HIV-Infektionen nehmen erstmalig rapide zu. Das Elend in diesem bitterarmen Land hat kaum noch Worte.

Trotzdem reagiert die Junta sehr empfindlich auf Imageverluste im Ausland - das ist unsere Chance! Wir bitten um rege Beteiligung an der Burmabriefkampagne.                                     (Alexander)



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