Das „Versuchsatomkraffverk" Kahl (VAK) ist nach 25 Betriebsjahren stillgelegt worden. Gegen den Widerstand von Bürgerinitiativen soll es nun abgerissen werden. Die Sicherheitsprobleme hören mit der Stillegung eines Reaktors nicht auf. 1992 flossen Reinigungsmittel mit darin gelösten radioaktiven Stoffen aus einer Rohrleitung. Störfallanalysen begleiten die Stillegungsphasen, aber eine dezidierte Stillegungsforschung gibt es in der BRD nicht Stäube werden die Arbeiter; aber auch die Menschen und die Natur in der Umgebung eines AKW belasten, wenn die Abrißbirne kommt Was würde passieren, wenn es auf dieser „Bau"stelle brennt? Mindestens 400 Kubikmeter Atommüll sind beim Schnellabriß zu erwarten. Wohin damit? Sie kommen zur Zwischenlagerung ins Kemforschungszentrum Karlsruhe. Wohin aber am Ende mit dem Atommüll? Diese einfache Frage läßt sich auch 33 Jahre nach der Inbetriebnahme des Kahler Atommeilers nicht einfach beantworten.
Das hat sachliche Gründe.
Zwar entledigte sich die Atomindustrie ihrer Abfälle zwischenzeitlich,
d.h. in den Jahren 1967 bis 1978, durch die versuchsweise nicht rückholbare
Endlagerung- dieser Zynismus ist Betreiberjargon! - von 125.000 Fässern
in dem ehemaligen Kalibergwerk Asse bei Wolfenbüttel. Daß das
Abkippen („Versturztechnik") radioaktiver Abfälle oder die späteren
„insitu-Versuche" auch nach der offiziellen Stillegung der Asse (hier wurden
radioaktive Abfälle mit Zement und mit tritiumhaltigen Abwässern
angemischt und per Rohrleitung in unterirdische Kavernen der Asse geleitet)
keine Beiträge zur Lösung des Atommüllproblems sein können,
wird klar, wenn wir diesen sorglosen Umgang mit radioaktiven Abfallstoffen
mit den hehren Zielvorstellungen der „Bundesanstalt für Geowissenschaften
und Rohstoffe" vom Mai 1977 kontrastieren:
„Ziel einer sicheren Endlagerung radioaktiver Abfallstoffe muß
es sein, die von ihnen ausgehende schädigende Strahlung vollkommen
von der Biosphäre abzuschirmen. Je nach Zusammensetzung der Abfallstoffe
beträgt die notwendige Isolierungszeit wenige Jahrzehnte bis einige
100.000 Jahre.'
Halten wir fest: Die Halbwertzeit
Selbst dann, wenn wir uns für einen Augenblick auf die Buchstaben des Atomgesetzes oder die Politikererklärung einlassen, müssen wir feststellen, daß realiter weder das Gesetz noch dieser Ministerpräsidentenbeschluß je tatsächlich Orientierungsmaßstab gewesen ist, sondern, wie es Gerhard Schmidt vom Öko-lnstitut Darmstadt in einem Informationspapier darlegt, „eine eigenwillige, weitgehend tagespolitisch geprägte Interpretation dieser Papiere". In der Tat: nachdem das Ende für die WAA Wackersdorf beschlossene Sache war; gab es keinerlei Überarbei-tung des Ministerpräsidentenbeschlusses. Das Phantom „Entsorgung“ hatte keine wirklichen Konturen, also mußte es auch gar nicht Gestalt annehmen.
So wurde tatsächlich nie geprüft oder diskutiert, was unter
„wirtschaftlicher Zumutbarkeit" im Zusammenhang mit der Wiederaufarbeitung
zu verstehen war/ist Der Kostenvorteil der Direkten Endlagerung wurde einfach
ignoriert. Abgesehen von einem einzigen Behördengutachten (wieder
im Auftrag der schleswig-holsteinischen Landesregierung siehe Küppers
u. a.) wurde nie diskutiert oder geprüft, ob die Belastungen, die
aus der Wiederaufarbeitung resultieren, das im Atomgesetz geforderte Kriterium
der schadlosen Verwertung erfüllen. Und: Daß es sich mengen-
und toxizitätsmäßig gar nicht um eine ,Merwertung' handelt,
wenn allenfalls 1 % (Gewichtsprozent) des „Reststoffes", nämlich des
Plutoniums, das beim Reaktorbetrieb entstanden ist, tatsächlich der
Wiederverwertung zugeführt werden sollen, habe, so Schmidt, bisher
auch nicht gestört
Wir aber blicken kurz zurück: in allen Abfallbilanzen fehlen nämlich die riesigen radioaktiven Abraumhalden, die bei der Uranerzgewinnung anfallen. Um 30 t Kernbrennstoff zu gewinnen, müssen bei einem Urangehalt von ca. 0,1 % bereits 30.000 t Erz gefördert werden. Für die Beladung eines Reaktorkerns benötigt man rund 90-100 t Schwermetall (SM). Mit anderen Worten: Volumenmäßig wurden zuvor 100.000 t Erz bewegt Um an das Erz heranzukommen, wird beim Tagebau sogar bis zum l0-fachen der Erzmenge entfernt Dieser Abraum wird auf riesigen Halden gelagert und ist schwach radioaktiv (Radongas). Bei der Uranerzaufarbeitung wird aus dem uranhaltigen Gestein das Uran herausgelöst. Dazu wird das Erz erst gemahlen und dann meist mit Schwefelsäure gelaugt. Bei diesem Verarbeitu ngssch ritt wird nicht nur Uran herausgelöst, sondern auch Molybdän, Vanadium, Eisen, Blei, Arsen ... Von diesen Stoffen muß Uran in einer ganzen Reihe von Prozessen unter Zugabe von Chemikalien getrennt werden, um das Uran in Form von Yellow Cake (= U308) vorliegen zu haben. In den Rückständen (Schlämme) sind immer noch 85 % der ursprünglichen Radioaktivität enthalten, darunter langlebige Strahler wie Thorium 230 und Radium 226. Die belastete Fläche der Wismut AG in Sachsen und Thüringen ist annähernd so.groß wie das Saarland. Bisher wurden bei insgesamt 6500 Wismut-Bergleuten Strahlenkrebserkrankungen als Berufskrankheit anerkannt (FR, 6.5.95).
Verfolgen wir nun den anderen Strang. Was wird aus den 30 t SM, die jährlich in einem Leistungsreaktor ausgetauscht werden? Werden die abgebrannten Brennelemente nach einer Abklingzeit im Kühlbecken des AKW der Wiederaufarbeitung zugeführt, so erhöht sich das Abfallvolumen drastisch um den Faktor 7 bis 15! Aus den 30 t bzw. ca. 15 m3 bestrahltem Kernbrennstoff können bis zu 220 m3 radioaktiver Abfälle aller Arten werden, überschlägt Wolfgang Neumann von der Gruppe Ökologie Hannover auf der Basis der Cogéma-Angaben zu den Abfallspezifikationen. Diese schwanken allerdings jährlich, weil die Konditionierungsverfahren sozusagen ständig im Fluß sind, in diesem Falle wörtlich zu nehmen, weil über den Bach St. Hélène so einiges aus der Plutoniumfabrik La Hague in den Ärmelkanal fließt. Gerhard Schmidt vom Öko-lnstitut Darmstadt unterstellt die optimistischeren Abschätzungen der Cogéma für die Konditionierung der Abfälle in seinen Berechnungen.
Aus einer Entlademenge von 500 t abgebrannter Brennelemente aus den deutschen Reaktoren werden demnach vier Jahre später - ohne die zusätzlich notwendige Abschirmverpackung - folgende zu lagernde Mengen:
IV.
Angesichts dieser Abfallbilanzen ist und bleibt es skandalös,
im Zusammenhang mit der Wiederaufarbeitung von einem Entsorgungsschritt
oder Entsorgungspfad zu sprechen. Das Atomgesetz paßt sich den Gege-benheiten
an, wie zuletzt das ,Artikelgesetz' im April/Mai 1995, in dem die Direkte
Endlagerung der Wiederaufarbeitung gleichgestellt wird, nachdem sich auch
bei den Elektrizitätsversorgungsunternehmen herumgesprochen hat, daß
sich die Wiederaufarbeitung nicht rechnet (Ingo Hensing/Walter Schulz,
Vergleichende Studie über die Wirtschaftlichkeit des Wiederaufarbeitungspfades
und der Direkten Endlagerung abgebrannter Brennelemente, Köln Novmeber
1994). Oder die Atomgemeinde hat schlichtweg Dusel, weil beim Niedergang
der DDR der westdeutschen Atomwirtschaft ein umstrittener Rechtstitel (Betriebserlaubnis
für das ERAM, Endlager Morsleben) zufiel.
Aktuelle, konkrete Zahlen, die allerdings mit Vorsicht zu genießen sind, liefert das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in seiner jüngsten Erhebung (Abfallmengen-Erhebung 1993, vom 21. März1995): Demnach fallen bis zum Jahr 2010 rund 232.300 Kubikmeter nichtwärmeentwickelnde Abfälle an. Diese Zahlen sind eine Hochrechnung, dabei geht das BfS vom Weiterbetrieb aller Reaktoren aus, die Wiederaufarbeitung kontrahierter Mengen abgebrannter Brennelemente wird unterstellt etc.. Selbst Stillegungsabfälle sollen in dieser Abschätzung enthalten sein. Das BfS läßt jedoch in diesem Zusammenhang die Planungsdaten für die Stillegung von Atomanlagen offen. Umfassende Sanierungen maroder Rohrleitungssysteme haben in der offiziellen Pro-Atom-Politik des BfS keinen Platz. Die Abfälle aus dem Abriß des AKW Rheinsberg und des AKW-Komplexes in Greifswald tauchen in der Abfallbilanz gar nicht auf.
Steht der Schacht Konrad weiterhin nicht zur Verfügung, wird gar
das Endlager Morsleben im Jahr 2000 wieder dicht gemacht, bleibt das ZLN
(Greifswald) für „Westabfälle tatsächlich tabu, dann ist
bereits vor dem Jahr 2000 mit einem Engpaß für die Lagerung
der nicht-wärme-entwickelnden Abfälle zu rechnen. Die Erweiterungspläne
für Ahaus und das Faßlager Gorleben können mit Beginn der
Rücklieferung von nichtwärmeentwickelnden WAA-Abfällen die
Atommüllawine nicht auffangen.
Allerdings hat sich die Atomwirtschaft eine ganze Palette von Ausweichmöglichkeiten
geschaffen. Hier von einem Nadelöhr zu sprechen, wäre deshalb
verfehlt (siehe Schaubild Nr.1).
Allerdings spielt die Frage, ob der Schacht Konrad den Betrieb aufnimmt
oder nicht eine herausragende Rolle. Und die Anti-AKW-Bewegung muß
ihre Solidarität mit den Menschen im Raum Salzgitter; die sich dagegen
wehren, weitaus stärker als bisher unter Beweis stellen.
Auf einem ganz anderen Blatt steht, daß keine dieser Möglichkeiten
einer kritischen Betrachtung standhält: ein sicherer Einschluß
gegenüber der Biosphäre müßte auch bei den nicht-wärmeentwickelnden
Abfällen Genehmigungsvoraussetzung sein. Die Probleme der Langzeitsicherheit
sind auch hier ungelöst. Aus dem Rahmen fällt die ehemalige DDR-Deponie
in Morsleben. Die Atomlobby hat gegenwärtig jede Scham abgelegt und
will in der Tropfsteinhöhle Morsleben auch mittelaktive Abfälle
vergraben. Es ist sonnenklar; daß nach der Asse dort in Morsleben
die nächste nukleare ,Alrlast entsteht Aus den Augen aus dem Sinn,
solange die Genehmigung es hergibt, das scheint die Devise von Bundesumweltministerin
Angela Merkel, ihres Bundesamtes (BfS) und der Betreibern DBE (Deutsche
Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern) zu sein. Wozu? Um Abfallbilanzen
zu schönen. Herr, vergib ihnen nicht, denn sie wissen, was sie tun!
Behördenspitzen und Atommanager handeln vorsätzlich und umweltkriminell.
Präzise und nachvollziehbare Zahlen liegen für die Mengen
abgebrannter Brennelemente vor. Allerdings sind die Daten nicht mehr „taufrisch",
sie gehen auf die Abfall-Mengenerhebung des Bfs vom Jahr 1994 zurück
Demnach waren bis zum 31.12.92 insgesamt 6.107 tSM in Brennelementen angefallen.
2.186 t befanden sind in kraftwerkseigenen Lagern, die restlichen 3.921
t waren zur Wiederaufarbeitung ins Ausland abtransportiert. Lediglich ein
Drittel (!), nämlich 2.100 t von den zur Wiederaufarbeitung abgelieferten
Brennelementen waren bis zu jenem Stichtag bearbeitet
Insgesamt sind mit der Cogéma (La Hague) exakt 4.652 t SM kontrahiert,
mit der britischen Firma BNFL (Sellafield) 884 t SM (Angaben nach BfS,
21.3.95). In La Hague sind bislang 39,6 t Plutonium angefallen, insgesamt,
würden die Altverträge ausgeführt, beliefe sich die Plutoniummenge
auf 56 t Außerdem sind bislang rund 2.200 t WAU (Uran aus der Wiederaufarbeitung)
angefallen, am Ende wären es 5.300 t Dieses Uran ist für die
Brennelementfertigung so gut wie unbrauchbar, weil es in Spuren U 236 als
Gammastrahler und U 233 als Neutronenfänger enthält Es weiß
auch niemand, wo das WAU derzeit lagert.
Hier liegt strategisch unser Ansatz, wenn wir in Gorleben auch gegen
die Einlagerung der Kokillen auf die Straße gehen, noch läßt
sich durch die Kündigung der Altverträge und den Stopp der Wiederaufarbeitung
die Atommüllawine zumindest eingrenzen.
Das Trockenlager Ahaus wird zunächst für die Entladung des stillgelegten Hochtemperaturreaktors Hamm-Uentrop benötigt, bislang wurden dort keine abgebrannten Brennelemente aus den Leistungsreaktoren eingelagert. Allerdings soll in Ahaus ein Großteil der hoch- und mittelaktiven Strukturteile und Hülsen, die bei der Wiederaufarbeitung anfallen, gelagert werden, vermutlich in einer zusätzlichen Halle mit meterdicken Betonwänden als Abschirmung.
Vorerst ist das Trocken lager in Greifswald für die abgebrannten Brennelemente aus Rheinsberg und Greifswald vorbehalten, Überkapazitäten sind jedoch einkalkuliert.
In Gorleben sollen insgesamt durch kompaktere Lagerung statt der 1.500
t SM in Zukunft 3.800 t SM auf den 420 Stellplätzen konzentriert gelagert
werden. Die Erweiterung basiert auf einem geänderten Lagerbehälterkonzept
(Castor-V-Konzept). Von den 420 Stellplätzen sind 160 für die
Kokillen (pro Behälter 20 bzw 28 Kokillen) aus der Wiederau-arbeitung
reserviert Bis zum Jahr 2003 sollen nach den Planungen der Gesellschaft
für Nuklearservice (GNS) rund 100 Transporte aus La Hague in Gorleben
eintreffen, vom Jahr 2000 erwartet die GNS rund 35 Lieferungen aus Sellafield
für Gorleben (FR, 23.2.95). Die Genehmigung wurde seitens des BfS
am Freitag vor Pfingsten still und heimlich erteilt.
Endlich! Ein Nadelöhr!
Dem Widerstand im Wend land fällt strategisch von daher eine doppelte
Funktion zu. Die monatelange Auseinandersetzung um den ersten Castor-Transport
aus dem AKW Philippsburg nach Gorleben hat den Entsorgungsmythos der Atomlobby
schwer angekratzt. Die Auseinandersetzung um den ersten Transport hatte
ein pragmatisches Ziel - nämlich die Einlagerung zu verhindern. Und
sie hatte eine symbolische Bedeutung, das Entsorgungsdilemma ist eines
der wichtigen Argumente, ein Treibsatz im Kampf gegen das Atomprogramm
insgesamt. Nun, wir haben eine Niederlage zu verkraften, der erste Castor
ist da. Aber die Entschlossenheit, den politischen und realen Preis bei
jedem weiteren Einlagerungsversuch weiter in die Höhe zu treiben,
ist gewachsen. Klar geworden ist, man kann zwar die abgebrannten Brennelemente
von einer Ecke der Republik in die andere karren, aber ein Entsorgungsschritt
ist das nicht. Gab es früher in der Anti-AKW-Bewegung symbolträchtige
Orte, so formiert sich der Protest heute gegen einen Transport- und Lagerbehälter.
Ein flächendecken-des Aktionsprogramm. Es vernetzt die Protestszene
zwischen Biblis und Gorleben, Lingen und Ahaus.
Hinzu kommen nun die Abfälle aus der Wiederaufarbeitung. Die GNS beruft sich laut und stark auf die völkerrechtlichen Verträge, die die Rückführung des Atommülls vorsehen. Die Atomgemeinde wird versuchen, ihre verantwortungsvolle Rolle zu betonen, der Müll dürfe doch nicht in Frankreich oder Großbritannien lagern. Das ist richtig. Das sagen wir auch. Aber wir sagen auch, die Verantwortung beginnt nicht erst bei der Rückführung dieser Abfälle, sie beginnt bei/vor der Vertragsschließung. Solange die Altverträge mit der Cogéma nicht gekündigt werden, solange die Anlage in Sellafield noch beschickt wird, ist jede Blockade der Kokillen nicht nur gerechtfertigt, sondern zwingend notwendig.
Das ist die Verantwortung, die wir bereit sind zu übernehmen: Es muß Schluß sein mit der Plutoniumwirtschaft, die Atommüllawine muß gestoppt, die Entsorgungslüge „Wiederaufarbeitung“ permanent angeprangert werden.
Allerdings gibt es einige politische Fallstricke, die wir dabei bedenken müssen. Es ist absehbar; daß uns nationalborniertes Denken und Verhalten unterstellt wird. Also werden wir es vermeiden, daß irgendeine Blockade an Grenzbahnhöfen stattfindet Ja, wir sind für die Rückführung des MülIs, wir wollen keine Billiglösung auf Kosten von Menschen in Osteuropa. Denn wenn die Atomgemeinde von der Internationalisierung des Problems spricht, meint sie nichts anderes als derartige Schlupflöcher, um sich den politischen Ärger hier im Lande zu ersparen. Wir sind gegen den Müllexport und für die Rückführung der Abfälle, weil wir dieses Ärgernis hier im Lande austragen wollen.
Allerdings werden wir uns hüten, irgendeinen passablen Vorschlag für die Lagerung der Abfälle in diesem unserem Lande zu unterbreiten, weil wir sicher sein können, daß damit dem Weiterso in der Plutonium- und Atomwirtschaft der Weg bereitet wird. Wir bieten, um die Ernsthaftigkeit unseres Anliegens zu unterstreichen, den Standortinitiativen in Krümmel, Brunsbüttel, Grohnde und anderswo unsere Unterstützung an, wenn sie das Übel an der Wurzel bekämpfen wollen. Wenn sie den Abtransport der abgebrannten Brennelemente in Richtung La Hague oder Sellafield unterbinden wollen. Praktische Solidarität ist unsere spezifische Form eines „Entsorgungsvorsorgenachweises“, und diesen Nachweis müssen wir auch antreten. Blockaden dieser Transporte hat es in jüngerer Vergangenheit immer gegeben, sie sind nur publizistisch und politisch nicht so wahrgenommen worden wie unsere Querstellerei gegen den Castor.
Über den Bau des Endlagers in Gorleben habe ich nur am Rande etwas
gesagt. Das ist natürlich grundfalsch. Im Schatten der Auseinandersetzung
um Atomtransporte und die Brennelementdauerlager wird in Gorleben weiter
abgeteuft. Auf der anderen Elbseite, auf dem Gebiet der ehemaligen DDR,
sollen nun hydrogeologische Untersuchungen beginnen, insgesamt sind mehr
als 130 Bohrungen ausgeschrieben. Das BfS strengt ein Enteignungsverfahren
gegen den Gorleben-Kläger Andreas Graf von Bernstorff an, um dessen
Salzgerechtigkeiten auszuhebeln. Derzeit spricht vieles dafür; daß
die Bundesumweltministerin Angela Merkel sich auf Gorleben festgelegt hat
und daß anderslautende Meldungen, auch an anderen Standorten solle
ein Erkundungsprogramm stattfinden, nur Nebelkerzenfünktion haben.
Wir sollen glauben, mit dem Endlager Gorleben werde es am Ende nichts.
Die Hausarbeit, die wir also zu erledigen haben, ist breiter gefächert.
Unsere Arbeit darf sich nicht vereinseitigen, sich gar nur auf den nächsten
Castor beschränken. Der Atommüllstandort Gorleben buchstabiert
sich wie folgt: Bundesendlager. Ob es als oberirdisches oder unterirdisches
Dauerlager Gestalt annimmt, spielt für den Widerstand nur eine untergeordnete
Rolle. Das Nadelöhr ist Gorleben. Wir verstopfen
es!
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