neue hanauer zeitung Sonderausgabe: Atomzentum Hanau (November 1986)
Militärische Projekte in aller Welt - made in Hanau
Wenn es um die Frage geht, ob Hanauer Atombetriebe zu einer möglichen
A tombewaffnung beitragen, so heißt es stets, daß dies ja durch
internationale Kontrollen verhindert und hier ausschließlich für
friedliche Zwecke gearbeitet werde.
Dem stehen jedoch folgende Tatsachen gegenüber:
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Die Nukem baute eine Spezialanlage für den Schnellen Brüter "Super-Phe'
nix" in Frankreich1, an dem auch die Nukem-Muttergeselischaft RWE beteiligt
ist. Wozu dient dieser Brüter? ,Inzwischen teilte die französische
Regierung der europäischen Versorgungs-Agentur mit, daß sie
das Plutonium aus dem 250-Megawatt-Brüter für militärische
Zwecke benötigt. "(persönliche Mitteilung von W. Catenhusen,
MdB, zitiert nach K. Traube, "Plutonium-Wirtschaft", rororo aktuell)
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Die Nukleartechnik GmbH (NTG, Gelnhausen-Hailer) beliefert mit ihren Produkten
die "Los Alamos Scientific Laboratory" USA2. In diesen Atomwaffenlabors
wurden die Atombomben von Hiroshima und Nagasaki gebaut und heute u.a.
Sprengköpfe für die Pershing II entwickelt.3
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Ebenfalls von NTG wird das "Oak Ridge National Laboratory" USA beliefert2.
Zu diesen Anlagen gehören Atomwaffenla-bors und Anreichungsanlagen
für Atombombenmaterial4.
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Für die Nukem wird hochangereichertes (gleich bombenfähiges)
Uran aus den USA in Zusammenarbeit mit der Transnuklear in Hanau (TN) von
US-Militärflugzeugen über die US-Airbase Frankfurt nach Hanau
gebracht5.
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Die TN bezieht dieses hochangereicherte Uran von den Atomanlagen in Oak
Ridges. Die Nukem stellt daraus Brennelemente für Forschungs-AKWs
her 5, 6
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Diese Nukem-Brennelemente werden nach ihrem Einsatz in Forschungs-AKWs
in aller Welt durch die TN zum größten Teil zur Wiederaufarbeitungsanlage
Savannah River in die USA gebracht, wo sie zur Plu-toniumgewinnung für
das US-Atomwaffenprogramm verarbeitet werden7' 8,
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Die Nukem beschafft Uran u.a. für Brasilien und Peru10.
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Die Reaktor-Brennelement-Union Hanau (RBU) liefert Brennelementfabriken
an die Militärdiktaturen Argentinien und Brasilien9.
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Die NTG beliefert das national accelera-tion center, ein Atomzentrum in
Südafrika2.
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Die Nukem-Tochter Uranit ist entscheidend an der Entwicklung eines Verfahrens
zur Plutoniumanreicherung mit Hilfe von Laserstrahlen beteiligt, das auch
in den USA zur Plutoniumgewinnung für Atomwaffen entwickelt wird11.
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Leybold-Heraeus Hanau lieferte Vakuumpumpen für eine Urananreicherungsanlage
an Pakistan.
Bei allen diesen Geschäften kann, freundlich ausgedrückt,
die militärische Nutzung durch die jeweiligen Regierungen nicht ausgeschlossen
werden. Dabei sind dies nur einzelne Beispiele - nur die Spitze eines Eisbergs.
So sorgt die ach so "friedliche" Hanauer Atomindustrie nicht nur für
unsere Bedrohung durch Unfälle und ständige radioaktive Abgaben:
Sie trägt (zumindest indirekt) auch zur Herstellung der Atomraketen
bei, die in der BRD und anderswo stationiert werden, und sie verdient ebenfalls
an der Weiterverbreitung von Atomwaffen, besonders an Militärregimes
und in Spannungsgebiete.
Harald
Initiativgruppe Umweltschutz Hanau
Anmerkungen:
1 Nukem-Jahresbericht 1980
2 NTG-Werbekatalog, s. 3
3 Zeitmagazin Febr. ,83, S. 21, 22
4 Umweitmagazin 2, 1980
5 Auskunft von Dr. K.G. Hackstein (Nukem-Geschäftsführer)
6 Werbebroschüre der TN, S. 28
7 Werbebroschüre der TN, S. 25
8 Beitrag von T.B. Cochran vor dem Innenausschuß
des US-Repräsentantenhauses, dokumentiert in Atommüllzeitung
Nr.19
9 RBU-Werbebroschüre, S. 6 und Nukem-Jahresbericht
1980
10 Nukem-Jahresbericht 1980
11 Arbeiterkampf Nr.244
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