Ende August wandte sich die "Kettenreaktion"', deren Mitglieder aus dem Raum Frankfurt - Hanau kommen, an die Gruppen, die sich nach der Anti-Atom-Demo vom 19.3.88 im "Aktionskreis gegen atomare Bedrohung Hanau" zusammengeschlossen haben, um daran zu erinnern, daß mit der Verlagerung und Schließung einzelner Teile des Atomkomplexes in Hanau keineswegs das Hanauer Atomzentrum aus der Welt ist: die geplante Konzentration europäischer Brennelemente-Produktion in Hanau, die Pläne für ein Plutoniumzentrum Hanau, der geplante Ausbau des Zwischenlagers für schwachund mittelaktiven Atommüll in Hanau, die wachsende Bedeutung des Siemens-Konzerns im Rüstungsgeschäft...
"Wir finden, das mindeste Echo auf solche Nachrichten müßte eine wachsende Präsenz des Protests am Siemens-Firmengelände sein" betont die "Kettenreaktion". Dies wird u.a. nach der nächsten Veranstaltung der Gruppe am Montag, 18. September, ab etwa 22.30 Uhr vor dem Werkstor des Siemens-Brennelementewerks (früher Alkem und RBU) realisiert: außerdem am 12. September und 2. Oktober jeweils von 15.30 bis 18 Uhr. Den Gruppen im Aktionskreis schlägt die "Kettenreaktion" vor, monatlich einen Nachmittag oder Abend für eine Mahnwache vor den Atomfirmen zu reservieren - oder die Gruppensitzungen vor dem Werkstor abzuhalten. "Wir stellen uns vor, daß aus der Gesamtgruppe derer, die sich auf diese Weise regelmaßig am Gelände treffen, im Lauf der Zeit Pläne für zukünftige gewaltfreie Aktionen hervorgehen werden".
Am 18. September soll laut "Kettenreaktion" unter anderem über folgende Fragen gesprochen werden:
"Wir müssen aujklären und eingreifen. Es geht nicht darum, folgenlose Empörung hervorzurufen und kurzfristig für Aktionen zu mobilisieren.
Wir wollen und müssen neue Kenntnisse jeweils möglichst rasch bei gewaltfreien Aktionen am Brennelementewerk zum Tragen bringen. Wenn unsere Gewißheit über nicht hinnehmbares Unrecht sich dort festigt, dann werden wir bei unseren Aktionen in absehbarer Zeit zum gewaltfreien Zivilen Ungehorsam übergehen."
"Der gewaltfreie Zivile Ungehorsam ist kein beliebiges Mittel, zu dem wir greifen können, weil uns gerade nichts bessres einfällt. Er hat Voraussetzungen.'
Wir dürfen ihn erst einsetzen, wenn wir ein unerträgliches Unrecht sehen, dessen Beseitigung keinen Aufschub duldet.' wenn alle anderen Wege zu seiner Beseitigung bereits erfolglos ausgeschöpft sind. Die gewaltfreie Aktion ,dramatisiert' die Unrechtssituation, macht sie verdichtet deutlich und anschaulich. Bei ihrer Ausformung als Aktion Zivilen Ungehorsams übertreten wir dabei bewußt staatlich gesetzte Regeln - beispielsweise bei Blockaden."
Die "Kettenreaktion" erinnert an die Mutlangen-Blockaden seit 1984: jede der danach verhängten Strafen habe dazu beigetragen, der Pershing-Politik die Legitimation zu entziehen. Aus den derze-tigen Bildungs- und Aktionsabenden und ihrer publizistischen Auswertung in sachlich gefaßten Flugblattserien (in denen auch die Antworten der Betreiber mitveröffentlicht werden) soll eine gewaltfreie Kampagne entstehen, die "dauerhaft in Hanau eingreift." Die "Kettenreaktion" zuversichtlich: "Sie wird erst dann enden, wenn von den Nuklearbetrieben keine direkte oder indirekte Bedrohung mehr ausgeht. Der Weg wird langwierig' sein und in seiner Schwierigkeit vergleichbar dem zur Rücknahme der Pershing-Stationierung. Aber gibt es einen anderen Weg?"
Die "Kettenreaktion" betont den experimentellen Charakter dieser Kampagne,
für das sie kein starres Rezept habe. "Sondern wir wollen einen
offenen Konflikt fruchtbar entwickeln - mit dem vollen Ernst, der einige
von uns durch das Gefängnis führen wird."
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