Gewaltprävention, soziale Arbeit und spirituelle Praxis
Gabriele Heinemann
Es gibt die Neigung, zwei Tendenzen in uns gegenüberzustellen: weltliches und spirituelles Leben oder auch Loslassen und Engagement als Gegensätze zu sehen und zu empfinden. Diese Polarisierung zerreißt innerlich und führt auf die Dauer nicht weiter. Sie verstärkt Abgrenzungen, innere oder äußere Kämpfe, Frustration und das Gefühl der Unerfülltheit.

Gleichzeitig ist sinnvolle soziale Arbeit ohne eine spirituelle Haltung auf die Dauer nicht möglich. Häufig verschleißt sich die "Frage des Herzens" in institutionellen Zwängen oder sie geht im Engagement vor Ort in der Erschöpfung, Entmutigung oder Resignation verloren. Am deutlichsten wird dies, wenn wir Menschen erleben, die, einmal von dem Willen zu helfen beseelt, nach einigen Jahren ausgebrannt, manchmal auch zynisch, häufig depressiv sind und froh, wenn sie sich den leichteren Aspekten des Lebens zuwenden können. Auch wenn wir das System sozialer Hilfe betrachten, das sich in der Bundesrepublik entwickelt hat, und feststellen, wie viel Routine, Erstarrung, Bürokratie und Ineffizienz damit verbunden sind oder wenn wir bedenken, wie viele Menschen in unserem Land sich selbst aufgegeben und dem Verfall preisgegeben haben, wie Gewalt und Armut zunehmen, obwohl wir in einem der reichsten Länder der Welt mit einem der finanziell bestausgestatteten sozialen Sicherungssysteme leben, dann wird deutlich, dass es mit dem Helfen leichter gesagt als richtig getan ist.

Dass Hilfe nur in einem spirituellen Zusammenhang verstanden und als innerer Reichtum praktisch werden kann, heißt nicht, dass nur sich spirituell verstehende Menschen helfen können; im Gegenteil: Es ist zu fragen, ob die spirituellen Konsumbewegungen der letzten 30 Jahre auch Egoismus, Narzissmus und einem Kult von Bequemlichkeit verstärkt haben, der Helfen eher blockiert und Egoismus und Gleichgültigkeit fördert.
Die spirituellen Lehren erklären Leiden bzw. die Unvollkommenheit des Daseins und seine Ursachen und weisen einen Weg heraus. Sie stärken Mitgefühl, Liebe und Einsicht. Von daher ist klar, dass sie soziale Berufe und soziales Engagement bereichern und zum Verständnis helfender Tätigkeit beitragen.
Den ausgegrenzten und eskalierten Orten der Großstädte wie dem Rollbergviertel in Berlin-Neukölln, in dem ich in einem Projekt der offenen und aufsuchenden Kinder- und Jugendarbeit arbeite, ist sinnvoll und konstruktiv nur mit einem klaren, friedfertigen Geist zu begegnen. Leichter gesagt als getan! Der Sog von Zerstörung und Selbstaufgabe ist stark, so dass die Gefahr besteht, nach einiger Zeit die Orientierung zu verlieren; dann erscheint alles sinnlos, wertvolle Energien und innere Kraft gehen verloren.

Von den spirituellen Lehren wissen wir: Alles, was existiert, ist verbunden. Wir leben in einer gegenseitigen, universellen Abhängigkeit. Dann ist individuelle Befreiung mit der Befreiung aller Wesen verknüpft. Wie aber sieht diese Wahrheit des Absoluten, im Alltag auf der relativen Ebene der Existenz aus? Wie zeigt sich die universelle Verantwortung angesichts von Gewalttaten in der Welt um uns herum? Es meint sicherlich nicht, sich in maßlosem Mitleid zu verlieren und sich Schuld- und Versagensgefühle aufzubürden. Viele in helfenden Berufen neigen dazu. Dann beschwere ich die Herzen mit all dem Grauen dieser Welt und der Verantwortung, die ich für mein Leben habe, entziehe ich die Energie. Das wäre sinnlos - doppeltes Leiden. Wo bleibt dann der Raum für die Liebe, das Kreative, das Angenehme, das Heitere, all das, was das Herz öffnet?

Spirituelle Praxis erhöht die Sensibilität für Energien. Abwehrmuster lösen sich auf. Das führt in den Anfängen der Praxis dazu, dass vieles, was bisher hingenommen wurde, nun als unerträglich erlebt wird. Solange die Ursachen dieser Empfindungen weiterhin nach außen projiziert werden, entsteht der Eindruck, umgeben von negativen Energien zu sein, deren Schwingungen uns "herunterziehen". Niemand kann jemand anderen ohne dessen Einwilligung herunterziehen. Ich "ziehe mich selbst herunter", indem ich innerlich bzw. äußerlich anfange zu bewerten und zu verurteilen, auszugrenzen und zu kämpfen. Das verbraucht viel Energie. Kann die Beschäftigung mit dem Phänomen der Gewalt überhaupt bewusstseinserweiternd wirken? Wie kann ich ihr vorbeugen? Wie entsteht Gewaltfreiheit? Denn Gewalt ist nicht lediglich ein Verhalten von Personen, sondern Ausdruck zwischenmenschlicher, sozialer Prozesse. Es gehören immer mehrere dazu. Gewalttaten wollen das zerstören, was als fremd, feindlich und störend erlebt wird. Dazu gehört alles Unberechenbare, Unerwartete, alles, was Unsicherheit erzeugt oder auch an eigenes Leid erinnert, damit auch alles Lebendige, Schöpferische, Schöne, Zarte. Gewalttaten werden begangen, um die Kontrolle zu behalten und um "klare, bekannte Verhältnisse" zu schaffen.

Gewalttaten basieren auf Selbstausgrenzung, Selbstentwertung und Selbsthass. Es herrscht innerer Krieg. Der äußeren Abspaltung und Vernichtung geht die innere voraus. Gewalt erzeugt Gewalt und zieht sie an. Das gilt nicht nur für Opfer, die zu Tätern und Täterinnen werden und umgekehrt. Es gibt auch die Sucht nach Gewalterfahrungen, als eine Form von Intensität von Lebenserfahrung: "Action, da ist etwas los! Ich spüre, dass ich lebe! Und ich kann zeigen, dass ich bin."

Gewalt äußert sich geschlechtsspezifisch. Entsprechend sind auch die Ansätze der Gewaltprävention unterschiedlich. Aber die Bereitschaft und Fähigkeit, Hass einzusetzen, sich zerstörerisch zu verhalten, um zum Ziel zu kommen, ist keine besondere Eigenschaft eines Geschlechts. Mädchen und Frauen bedienen sich massiver, wenn auch Gewalt äußert sich geschlechtsspezifisch. Entsprechend sind auch die Ansätze der Gewaltprävention unterschiedlich. Aber die Bereitschaft und Fähigkeit, Hass einzusetzen, sich zerstörerisch zu verhalten, um zum Ziel zu kommen, ist keine besondere Eigenschaft eines Geschlechts. Mädchen und Frauen bedienen sich massiver, wenn auch häufig verdeckter und subtiler Gewalt oder Mittäterschaft.

Gewaltfreiheit beginnt in einem friedfertigen Geiste. Wo und wie kann der friedfertige Geist sich entwickeln? "Die beste soziale Arbeit ist die Arbeit an sich selbst". Dieses Statement von Ayya Khema war und ist die alltägliche Herausforderung. Mit dieser Feststellung kommt die Motivation und die Haltung zur sozialen Tätigkeit ins Blickfeld. Das heißt z.B., ich bin anderen nur insoweit eine Hilfe oder eine Inspiration, soweit ich mir selbst geholfen und mich habe inspirieren lassen. Wer helfend tätig ist, neigt dazu, den Blick von sich auf die anderen zu lenken. Die Welt zu verbessern heißt aber zuallererst, das eigene Denken, Reden und Handeln zu verbessern. Und wer sich darauf einlässt, verliert Großspurigkeit und Selbstgerechtigkeit.

Achtsamkeit weist den Weg: Auf mich selbst achtend, achte ich auf den anderen, auf den anderen achtend, achte ich auf mich selbst (Buddha). Der Satz, der die Homepage des Netzwerks engagierter Buddhisten überschreibt, ist ein unergründlicher und bereichernder Anlass zur Kontemplation.

Im Alltag sozialer Arbeit sind die aktuellen globalen Umbrüche hautnah zu erleben. Sicherheiten gehen verloren. Die Situation der Menschen, mit denen ich zu tun habe, spitzt sich immer öfters zu. Neue Gruppen Hilfebedürftiger tauchen auf. Eine steigende Zahl von Menschen gibt sich selbst auf und erliegt Alkohol und Drogen bzw. agiert destruktiv aggressiv. Zugleich wird die soziale Versorgung reduziert. Viele Beschäftigte in diesem Bereich müssen sich neu orientieren. Bewährte Qualifikationen, Erfahrungen und Ideen sind plötzlich nicht mehr gefragt und liegen brach. So sind soziale Organisationen, Verbände und Verwaltungen teilweise mehr mit ihrem eigenen Überleben, mit Rationalisierung, Neuorganisation infolge Verwaltungsreform und veränderten Markt- und Finanzierungsbedingungen beschäftigt, als mit den Menschen um die es doch eigentlich gehen soll. Was aber ist das Wesentliche an sozialer Arbeit und hilfreichem Handeln in diesen Zeiten?

Den Blick auf die Chancen sozialer Arbeit zu legen, statt auf ihre Grenzen und Defizite verdanke ich Bernard Glassman, einem buddhistischen Lehrer aus der Zen-Tradition. Bernard Glassman macht Retreats nicht in der Stille einer schönen Umgebung klosterähnlicher Abgeschiedenheit, sondern mitten hinein zu Orten des Konflikts, z.B. auf die Straßen New Yorks, wo sich die Obdachlosen aufhalten oder nach Auschwitz/Birkenau. Die Retreats sind von drei Haltungen getragen:
 

Mein Arbeitsplatz wird dann ein Ort, an dem Heilung stattfinden kann, ein Ort, um Liebe und Mitgefühl zu entwickeln, nicht als hehrer Anspruch, der doppelt unter Druck setzt und das Scheitern vorprogrammiert, sondern als achtsam gemachte Erfahrung, was geht, wie es geht und was nicht. Die vielen sozialpädagogischen u.a. Theorien, Methoden und Erfahrungen sind als Handwerkszeug weiterhin wertvoll, aber sie dürfen nicht den Kontakt mit der Realität blockieren. Häufig verstecken sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hinter einer Professionalität, die persönliche Offenheit nicht mehr zulässt.

Der Gedanke, Zeuge zu sein und Zeugnis abzulegen, ergibt sich aus der Achtsamkeit. Der beobachtende Zeuge erlebt, dass Bewusst-Sein auch in schwierigen Situationen trägt und sie in ihrer Tiefe spürbar werden lässt.

Achtsamkeit beugt der Illusion vor, dass uns das Leiden anderer, z.B. wenn einem Kind Gewalt angetan wird oder wenn Jugendliche andere erpressen oder brutal zusammenschlagen, leiden lässt oder wütend macht. Immer sind die anderen ein Spiegel, in dem ich mich erkennen, Schmerz, Angst, Ohnmacht, Zorn usw. in mir selbst entdecken und spüren kann. Damit beginnt die Heilung.

Mit jeder auch noch so momentanen Achtsamkeit entsteht ein Augenblick der Offenheit und der Verbindung, ein Augenblick, der Zeit und Raum hat, unabhängig von all dem, was mich konkret umgibt. Ayya Khema verwies immer wieder auf diese Möglichkeit, einmal für einen Moment die Vorstellung fallen zu lassen, dass ich leide. Ein Moment der Klarheit entsteht, die einfach nur den Fluss der anwesenden Energien zeigt und das Herz ausrichtet: Wie kann sich Friedfertigkeit in diesem Moment im Geiste und im Handeln zeigen? Immer kann ich die Situation befragen: Was fühle ich gerade? Was ist unangenehm? Warum? Was kann ich ändern?
Wenn ich ehrlich bin, gibt der Augenblick Raum, um meine Verletzlichkeit zu spüren. Das Helfer-Ich, das gerne immer stark sein will, kann loslassen. Dann können neue Wege wachsen. Wenn Belastungen überhand nehmen, reagieren wir meistens abwehrend und verschließen uns. Doch mithilfe der Achtsamkeit findet sich überall die Leichtigkeit, die Zartheit, der Humor auch hinter der Härte, der Verzweiflung, der Gleichgültigkeit des Lebens in einem sozialen Brennpunktgebiet. Folge ich dem Gefühl der Zartheit und Verletzlichkeit in mir, findet sich Mitgefühl, Mitgefühl mit mir selbst, und darin die Lebensfreude und das Mitgefühl mit anderen. So wächst die Frage nach der Liebe, dem liebevollen Umgang mit sich selbst und anderen.

Manchmal wird die Liebe für die innere Entwicklung verwechselt mit Egoismus. Aber der grassierende Egoismus ist das Gegenteil der Selbstliebe. Egoismus macht eng. Er beruht auf mangelndem Selbstwertgefühl, dem Gefühl des Getrenntseins und der Gier. Selbstliebe macht weit, verbindet, schafft Authentizität und Hingabe und lässt das Empfinden von Leichtigkeit und Wohlbefinden wachsen, sich selbst und das eigene Tun nicht zu ernst zu nehmen, und das Lachen nicht zu vergessen. Selbstliebe ist rund um die Uhr gefragt, betrifft Arbeit und Privatleben, Körper und Seele. Sie in zugespitzten Momenten zu entwickeln, bedarf oft Supervision oder therapeutischer Unterstützung. Sie wird uns in der Regel nicht an der Wiege oder in der Schule, schon gar nicht an den Ausbildungsinstitutionen gesungen.

Achte ich gut auf mich, ist das für die Menschen, mit denen ich arbeite, eine Herausforderung, mitzuwirken und im Rahmen ihrer Möglichkeiten für sich Verantwortung zu übernehmen. Soziale Arbeit als spirituelle Praxis fordert diese Selbstverantwortung heraus. Ich lenke damit den Blick auf die Fähigkeiten der Menschen statt klassisch sozialpädagogisch auf ihre Defizite. Alle Wesen haben Buddhanatur.

Auch sozialpolitische Diskussionen sind daraufhin zu betrachten; was bringen die Reformen (oder was als solche verkauft wird), für ein Bewusstsein zum Ausdruck? Von Armutsbewusstsein geprägt ist z.B. die Kontroverse um eine Verpflichtung zur gemeinnützigen Arbeit für alle diejenigen, die staatliche Unterstützungsleistungen bekommen. Waren diese vor 20 Jahren noch ein Zeichen von Gebefreudigkeit und dem Bewusstsein sozialer Gerechtigkeit, so ist inzwischen die Haltung verbreitet, dass abgesehen von sehr alten und schwerkranken Menschen nur noch denjenigen gegeben werden soll, die eine Gegenleistung erbringen. Jemanden als bedürftig wahrzunehmen, verrät Armutsbewusstsein statt Mitgefühl. Mit welcher Haltung wird die staatliche Hilfe verteilt? In der Regel nicht aus Mitgefühl von Herzen, sondern als Pflege abhängiger und von Gleichgültigkeit geprägter Beziehungen. Kein Wunder, dass Versorgungs- und Abzockmentalität bei den Betroffenen wachsen. Selbstverantwortung und die Freude an eigener Arbeit und Leistung wird verlernt.

Die Selbstliebe gibt uns die Kraft wirklich zuzuhören oder ehrlich mitzuteilen, was wir nicht ertragen können, statt ignorant wegzuschauen. Wenn wir dicht machen und uns gegen die Tatsachen, die auf uns zukommen, abschotten, heißt das, dass wir uns innerlich als Opfer sehen, selbst arm und bedürftig, und nicht fühlen wollen, was der andere in uns berührt. Es fehlt an Mitgefühl. Wir fangen an, Menschen mit schwierigen und gewaltsamen Biografien und Verhaltensweisen von uns fern zu halten, auszugrenzen. Damit geht die Gewalt weiter. Menschen, die nichts von ihrer eigenen Gewaltbereitschaft wissen bzw. wissen wollen, tragen durch ignorante oder ausgrenzende Haltungen ebenso viel zur Ausbreitung von Gewalt bei wie diejenigen, die sie ausüben. Nicht selten verfallen auch Helfer und Helferinnen in Helferaggression und schimpfen auf die angebliche Unwilligkeit derjenigen, mit denen sie arbeiten, anstatt in Kontakt zu gehen, mit sich selbst und andern. Dann könnte etwas Hilfreiches geschehen.

Wo immer wir mit Menschen zu tun haben, ist das "Resonanzgesetz" zu beobachten: Bin ich mit mir selbst gut in Kontakt, erfüllt von Selbstliebe und Mitgefühl, strahlt das auch auf meine Mitmenschen ab. Bei Kinder und Jugendlichen ist das leicht zu erkennen. Menschen, die sich selbst lieben, finden sie anziehend, machen sie sich zum Vorbild.

Den Unterschieden der Menschen, mit denen ich zu tun habe, praktisch Raum zu geben und sie als Reichtum deutlich werden zu lassen, ist etwas anderes als politisch korrekter moralisierender Multikulturalismus. Wenn Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit aufeinandertreffen, dann liegen Grenzüberschreitungen und die damit verbundenen Konflikte auf der Hand. Vieles ist nicht in Freundschaft aufzulösen. Für die Konfliktlösung vor Ort kann es eine sinnvolle Entscheidung sein, sich zukünftig aus dem Weg zu gehen; auch das ist ein großer Schritt nach vorn zur Einsicht und Eindämmung von Gewalt.

Der ressourcenorientierte Blick bringt eine andere Haltung hervor. Persönliches Wachstum liegt in jeder Begegnung. Diese bringt Kommunizieren, Dialog und Verhandeln mit sich und das erfordert Flexibilität, die Bereitschaft loszulassen und zugleich zu wissen, was mir wichtig ist. Auch der Begriff der sozialen Kompetenz weitet sich; es geht nicht mehr nur äußerlich um die Einhaltung von Regeln und Konventionen, sondern im zivilen Miteinander muss soziale Kompetenz immer neu gefunden werden. Das ist auch eine methodische Frage. Vor allem ist es eine ethische Frage. Was lebe ich vor?

Ethisches Verhalten ist keine moralische Pflichtübung, sondern etwas, was fühlbar ist. Positiv fühlbar für alle Beteiligten. Die spirituellen Traditionen schenken uns klare ethische Grundlagen und die Erfahrung, dass ich mich besser fühle, wenn ich ehrlich und konstruktiv handle. Das Gesetz von Ursache und Wirkung, Karma, wird spürbar im Alltag. Schade, dass Kinder und Jugendliche in vielen Bereichen zu wenig zur Beteiligung herausgefordert werden. Die Diskussion um die Kinder und Jugendlichen, die zu Gewalt oder Kriminalität neigen, polarisiert sich entsprechend unproduktiv: Die einen rufen nach vermehrter Ausgrenzung in geschlossenen Einrichtungen oder Gefängnissen, die anderen kultivieren das sozialpädagogische Helfersyndrom und den Laissez-faire, indem sie zu viel akzeptieren und durchgehen lassen.

Ethik schließt ein: Grenzen zu setzen, deutlich zu machen, warum ich sie setze, und die Bereitschaft zu haben, die Grenzen immer wieder neu zu verhandeln. Wachstum heißt, Grenzen erweitern. Grenzverhandlungen sind dann ein Zeichen zugewandter, von Herzen kommender Kommunikation.

Indem ich den Kindern und Jugendlichen meine Grenzen zeige, können sie ihre erkennen und annehmen. Denn Selbstliebe schließt ein, die eigenen Grenzen zu erkennen, zu respektieren, zu vertreten und durchzusetzen. Das unterscheidet Mitgefühl von Mitleid, das Kraft raubt, blind für Selbstverantwortung macht und stattdessen mit Schuldgefühlen operiert.

Mitgefühl und das Wissen um die innere Buddha-Natur sucht das Potential in jeder und jedem und den Ausgleich der Interessen. In der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, deren Biografien von Gewalt gezeichnet sind, erfährt man/frau die Wahrheit. Welche zerstörerischen Impulse ruhen in mir und wie leicht schlagen in schwierigen Situationen Wut und aggressive Energie in Zerstörung und Verachtung um! Es ist möglich, der Gewalt Grenzen zu setzen und zugleich positive Wege zu finden, die vielen, reichhaltigen Energien, die in der Aggression enthalten sind, konstruktiv zu nutzen. Ausgren-zungsprozesse bei sich selbst und anderen zu erkennen und loszulassen, heißt: Lieben - das ist die beste Gewaltprävention.

Kontaktadresse: MaDonna Mädchenkult.Ur e.V., Freizeit, Beratung, Bildung und Kultur für Mädchen - und für Jungen.
Briesestr. 70 D - 12053 Berlin, E-Mail:
madonnamaedchenpower@berlin.snafu.de



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