Für Christoph Hatlapa, der 15 Jahre lang Kommunist war, ist es für den sozial engagierten Buddhismus ganz besonders wichtig , dass die Fähigkeit besteht, in Gemeinschaften zu leben.
Zu den analytischen Wissen1), die Christoph Hatlapas Arbeit sehr stark prägen, gehört unter anderem eine praktische Kenntnis des Prinzips von Ursache und Wirkung, denn auf der relativen Ebene, auf der wir ja alle auch wirken, gilt das Prinzip von Ursache und Wirkung ganz besonders.
Das Gelände, auf dem sich der Lebensgarten befindet, war eine Altlast aus der Nazizeit. Hier wurden ausländische Arbeitskräfte in der Rüstungsproduktion eingesetzt. Danach sollte es ein Feriengelände für Berliner Kinder werden.
Christoph Hatlapa und seine Freunde hatten die Vision einer anderen Nutzung. Eine solche Vision ist eine starke Grundlage. Sie umfasste fünf Punkte:
Christoph Hatlapa hat eine ebenso pragmatische wie optimistische Einstellung, was die Umsetzung von Visionen angeht: „Ist die Vision erst einmal klar, dann zieht der Geist die Materie nach.“
Die Lebensgartengemeinschaft funktioniert nach dem eingeschränkten Konsensprinzip. Das heißt, dass man sich zunächst bemüht, zu einem Konsens zu kommen. Ist ein solcher nicht möglich, dann stellt sich die Frage an die Minderheit, ob diese mit dem Beschluss dennoch leben kann. Sollte das nicht der Fall sein, so wird die Maßnahme nicht durchgeführt.
Dabei werden unter anderem alle die Prinzipien der gewaltfreien Kommunikation eingeübt, die auch in Kursen vom Lebensgarten vermittelt werden. So hat der Lebensgarten auch solche Kommunikationstrainings im ehemaligen Jugoslawien durchgeführt. Auf diese Art ist ein multikulturelles Zentrum in Kroatien entstanden. Für die Kommunikation ist eine klare Kenntnis des Prinzips von Ursache und Wirkung nötig. Der Weltling (um sich der buddhistischen Terminologie zu bedienen) schaut gewöhnlich auf den äußeren Anlass und verwechselt so Ursache und Wirkung. Die Wirklichkeit sieht anders aus, wenn man schon von einem Feind spricht, dann ist dieser in uns. Daher ist es ganz wichtig, für den Konfliktfall eine projektionsfreie Sprache zu erlernen. Nur diese Art von Sprache führt zu echtem Kontakt. Die andere Sprache führt zu Verblendung, führt Christoph Hatlapa aus.
Im Lebensgarten gibt es jetzt eine kleine örtliche Sangha, die Zen praktiziert. Diese hat inzwischen auch das Permakulturprojekt übernommen. Bereits zwei frühere Anläufe des Permakulturprojektes durch andere Gruppen im Lebensgarten waren gescheitert, weil sich das Projekt wirtschaftlich nicht als konkurrenzfähig erwies und die Betreiber nicht dauerhaft auf Subventionen aus anderen Bereichen des Lebensgartens angewiesen sein wollten. Mit der Übernahme durch die Zen-Gruppe steht jetzt nicht mehr die traditionelle Rentabilitätsrechnung im Mittelpunkt, vielmehr erfolgt das Wirtschaften jetzt nach dem Dana-Prinzip, dem Prinzip des großzügigen Gebens. Dadurch ergibt sich ein neuer Übungsrahmen für die Zen-Gruppe, denn das Dana-Prinzip ist das Prinzip einer neuen Art von Wirtschaft, die neben die alte tritt, welche nach kostenrechnerischen Rentabilitätsgesichtspunkten arbeitet.
Ein Beispiel für dieses Wirtschaften nach dem Dana-Prinzip ist auch die Arbeit der Handwerkergruppe, die im Lebensgarten einen Zen-Garten anlegt. Wandernde Handwerkergesellen beiderlei Geschlechts aus verschiedenen Berufen, schwerpunktmäßig Steinmetze und Maurer, sind im Rahmen ihrer Wanderjahre derzeit im Lebensgarten, um dort ihre Arbeit bei der Gestaltung des Gartens zu geben. Im Gegenzug werden sie von der Lebensgartengemeinschaft versorgt. Auch die Gemeinde Steyerberg, in der sich der Lebensgarten befindet, beteiligt sich an diesem Wirtschaften nach dem Dana-Prinzip. Sie stellt den Handwerkern für die Zeit ihres Aufenthalts kostenlos Wohnungen zur Verfügung.
Das Permakulturgelände des Lebensgartens besteht aus 25.000 m², auf denen künftig 10 Leute wohnen und sich versorgen können sollen. Ziel dieser Landbauform ist es, eine kurzgeschlossene Kreislaufwirtschaft aufzubauen. So wird unter anderem das Mikroklima beeinflusst durch Sonnenfallen und einen Löschteich, der so platziert ist, dass der Wind die angefeuchtete Luft auf den Gartenbau leitet. Statt einer Kläranlage und WCs sind die künftigen Wohnungen mit Trockentoiletten und einem Klärbeet ausgestattet. An Hölzern wurden vor allem Akazien und Robinien angepflanzt, weil diese einen eigenen Stickstoffeintrag in den Boden bringen. Außerdem liefern sie Brennmaterial für die Bewohner/innen. Christoph Hatlapa verweist darauf, dass für den Stickstoffdünger unserer Landwirtschaft ungeheuere Mengen Energie aufgewendet werden müssen. So sei die Leistung aller deutschen AKWs nötig, um die Energie für den in Deutschland eingesetzten Stickstoffdünger zu liefern. Weiterhin kritisiert er unsere gewöhnliche Sicht vom Boden: die Landwirtschaft würde die überwiegende Mehrzahl der Organismen im Boden aus Angst vor Krankheitserregern vernichten. Die meisten der ca. 4 Mrd. Kleinstlebewesen je cm³ Erde seien jedoch keine Krankheits- sondern Gesundheitserreger, auf diese Art würden wir das zerstören, was wir noch nicht einmal in all seinen heilsamen Auswirkungen kennen. Aber selbst Krankheitserreger seien kein Problem: während in der herkömmlichen (industrialisierten) Landwirtschaft der Boden 7 Monate brauche um ein Tuberkelbazillus abzutöten, gelänge dies in der Permakultur in 15 Minuten, so Christoph Hatlapa.
Unter anderem ist geplant, die Wasserförderung im Lebensgarten demnächst auf Photovoltaik umzustellen, denn das Wasser muss aus 20 Metern Tiefe emporgepumpt werden. Es besteht außerdem die Chance, den Tempel, den Bhutan auf der Expo aufgestellt hat, in das Lebensgartengelände zu holen. Vorher wird der Tempel jedoch noch auf der Internationalen Gartenbauausstellung in Rostock stehen.