Einen Schwerpunkt seines Vortrages setzte Franz-Johannes Litsch in der Betrachtung der Globalisierung. Diese sei keineswegs ein neuartiges Phänomen sondern mindestens 2000 Jahre alt und bestünde aus drei Globalisierungsphasen, der Universalisierung, der Totalisierung und der Synthetisierung.
Zum Phänomen der Universalisierung verweist Franz-Johannes Litsch auf die Periode vor 2500 Jahren, die (nicht nur) vom Philosophen Karl Jaspers als die Achsenzeit bezeichnet wird. In dieser Zeit traten überall auf der Welt große Menschheitslehrer auf. In Indien war dies - neben dem Buddha Shakyamuni - der Gründer des Jainismus, Mahavira. In China traten zur gleichen Zeit Lao Tse und Konfuzius auf, in Persien Zaratustra, in Israel Jeremias und in Griechenland Herakles und die Philosophen von Milet. Alle diese Lehrer haben erstmals, so Franz-Johannes Litsch, die gesamte Menschheit im Blickfeld gehabt. So kommt es, dass der Buddhismus die erste Weltreligion wurde. Hinduismus und Judentum waren niemals Weltreligionen, sondern Religionen einzelner Völker. Neben dem Buddhismus gibt es als einzige wirkliche Weltreligionen noch Christentum und Islam, die allerdings 500 bzw. 1000 Jahre jünger sind als der Buddhismus.
Mit „Totalisierung“ bezeichnet Franz-Johannes Litsch das Phänomen, das wir normalerweise als Kolonialismus definieren. Hier wird eine Sichtweise, die europäische, vom Christentum und der Antike beeinflusste, dem Rest der Welt übergestülpt. Die Eroberung der Welt spielt sich dabei auf zwei Ebenen ab, auf der geistigen und auf der ökonomischen. Diese Beherrschung der Welt – auch über die Konsumgewohnheiten – besteht bis auf den heutigen Tag.
Die dritte Phase ist laut Franz-Johannes Litsch die Synthetisierung, eine Phase, an deren Beginn wir jetzt stehen. Grundlage hierfür sind im Wesentlichen drei wissenschaftlich-technische Entwicklungen. Die erste dieser Entwicklungen ist die Nanotechnik. Diese Technik aus molekularer und atomarer Ebene, bringt eine völlig neue Art von Materie hervor. Als zweite ist die Gentechnik oder Biotechnologie zu nennen. Hierzu gehört auch die Nachzüchtung von Organen und das Ersetzen des Menschen durch eine Kopie. Der dritte Bereich ist der der künstlichen Intelligenz (KI). Diese drei Ebenen entsprechen der buddhistischen Einteilung in Körper (Materie), Leben und Geist. Im Gegensatz zur Wissenschaftsentwicklung in den vergangenen Jahrhunderten entwickeln sich diese drei Richtungen jedoch nicht auseinander, sondern verbinden sich miteinander, weswegen Franz-Johannes Litsch den Ausdruck Synthetisierung zur Beschreibung verwendet. Auf diese Art schafft der Mensch etwas, das er eine „2. Natur“ nennt .Franz-Johannes Litsch verweist darauf, dass heute bereits Computer denkbar sind, die so klein sind, dass wir sie mit der Nahrung aufnehmen oder dass wir sie einatmen.
Franz-Johannes Litsch führt weiterhin aus, dass die Systemtheorie sich aus der früher rein technisch verstandenen Kybernetik entwickelt habe und heute bereits in andere Bereiche wie Ökonomie und Psychologie hineinspielt. Die Systemtheorie geht dabei von der Selbstorganisation zu Systemen größerer Komplexität aus und ersetzt die Weltsicht des letzten Jahrhunderts, die vom Gesetz der Entropie geprägt war.
Dies alles führt zu der bedrohlichen Vision, dass sich die Wissenschaft zum Ausstieg aus dem Menschen anschickt, eine Vision, die Franz-Johannes Litsch auch in seinem Aufsatz „Cyborg oder Buddha“ (= Buddhistische Hefte des ÖkoBüro Hanau, Heft 2) dargestellt hat. Er befürchtet den Beginn des Transhumanistischen Zeitalters und möchte einen Arbeitskreis gründen, der sich mit diesen Problemen auseinandersetzt. Interessent/innen können sich an die Geschäftsstelle des NEB wenden .