Bangladesch

Verfolgung buddhistischen Minderheiten

Die Repression der ebenso schwachen wie friedfertigen hinduistischen, buddhistischen, christlichen und animistischen Minderheiten reicht von verbaler Einschüchterung und Beleidigungen über behördliche Schikanen, bis zu bewaffneten Überfällen, Brandschatzungen und regelrechten Massakern. Über 200.000 Angehörige der Minderheiten sollen seit Gründung des Staates (1971) auf diese Weise umgekommen sein.
Der Islam ist allgegenwärtig in den Medien, tönt fünfmal am Tag lautstark und gebieterisch von den Moscheen, wird auf unzähligen Transparenten und Schildern (bis hin zu "islamischen" Bäckereien oder Stahlwerken) gepriesen und von den vielen bärtigen Fundamentalisten unübersehbar eingefordert. Die staatlichen Universitäten und Colleges werden von Fundamentalisten beherrscht, Führungspositionen in aller Regel Muslimen vorbehalten. Vor Behörden, und zumal vor Gericht, gelten Nicht-Muslime nur als Bürger zweiter Klasse. So stehen die Minderheiten vor der Alternative von Unterwerfung oder Unterdrückung.

Ein besonders gravierendes Beispiel ist der Landraub, da kultivierbares Land in diesem total übervölkerten Staat zu den begehrtesten und teuersten Gütern gehört. Landraub wurde mehrfach, so berichten mir Bauern eines "Land Protecting Committees" im Bezirk Patuakhali, nach folgender Methode praktiziert: Zunächst wird das begehrte Stück Land von Muslimen besetzt (nachdem Einschüchterung oder Aufforderungen zum billigen Verkauf nicht gefruchtet haben); wenn dann der rechtmäßige buddhistische Eigentümer vor Gericht zieht, legt sein muslimischer Kontrahent dem zuvor bestochenen muslimischen Richter einen gefälschten Kaufvertrag vor, woraufhin der muslimische Besetzer zum Eigentümer erklärt wird.

Im Distrikt Banderban steht z. B. der nur aus fünf buddhistischen Familien bestehende Weiler Sulaoara seit langem auf der "Abschußliste".

Die lange Unterdrückung hat den Überle-bensmut der Buddhisten ins Wanken ge-bracht. Die Leute "schwimmen", hatte ich das Gefühl. Mehrmals hörte ich von Überlegungen dem Überdruck zu weichen und aus-zuwandern. Durch die "schleichende" Emigration, insbesondere nach Burma, sind die ohnehin kleinen buddhistischen Gemeinden ausgezehrt worden. Die demographischen Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: gehörten nach dem Zensus von 1941 auf dem Gebiet des heutigen Bangladesch 28,3% ei-ner Minderheit an, so sind es heute nur noch etwa 10%. Das heißt, daß einem Rest von etwa 10 Mio. Hindus und gut 1 Mio. Buddhisten, Christen und Animisten eine Übermacht von 110 Mio Muslimen gegenübersteht.
Immer wieder äußerten Buddhisten Ängste und Zweifel an ihrer Überlebenschance. Ein Mönch, der den Altarraum seines neu errich-teten Tempels nicht traditionsgemäß nach Osten, sondern nach Westen, Richtung Mekka hatte bauen lassen, gab mir auf meine verwunderte Frage zur Antwort: "Wenn sie uns eines Tages überrollen, sollen sie den Tempel wenigstens nicht umbauen; die Gebetsnische steht dann schon an der (für die Muslime) `richtigen´ Stelle."

Dr. Jörg Helm
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