Wir veröffentlichen die Presseerklärung der IFOR hierzu:
11. November 1998. In einer historischen Abstimmung hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen die erste Dekade des 21. Jahrhunderts zur Dekade für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit für die Kinder der Welt (2001-2010) erklärt.
Fünfzig Jahre nach dem Tod Mahatma Gandhis und 30 Jahre nach dem Tod von Martin Luther King erreichte der Ruf nach einer Dekade der Gewaltlosigkeit die UN durch einen Appell von 23 Friedensnobelpreisträgern, darunter Mutter Theresa, Aung San Suu Kyi, Erzbischof Desmond Tutu, Seine Heiligkeit der Dalai Lama und Präsident Nelson Mandela
Diese Erklärung ermuntert jeden Mitgliedstaat, die Prinzipien der Gewaltfreiheit auf jeder gesellschaftlichen Ebene auszubilden. Körperschaften der UN, Nicht-Regierungsorganisationen, Erziehungseinrichtungen, die Medien, darstellende Künstler und Vereinigun-gen aller Art werden hiermit ermutigt, die Dekade zum Wohle der Kinder dieser Welt zu unterstützen. Diese Proklamation wird veröf-fentlicht nach Redebeiträgen von zwanzig Nationen, die sich für eine Welt ohne Krieg aussprachen.
"Ich möchte dem Komitee für seine großartige Leistung danken", sagte Anke Kooke, IFOR-Generalsekretärin. "Die Welt sucht verzweifelt nach dem Ende des endemischen Leidens unter Krieg und Gewalt. Wir müssen uns verpflichten zu zehn Jahren konzentrierter Bemühung, um eine weltweite Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit zu entwickeln. Jede Generation muss den Wert von Gewaltfreiheit und Liebe erfahren und weitergeben."
Der Appell der Friedensnobelpreisträger
"Für die Kinder dieser Welt"
FRIEDE!
Wenn das dritte Jahrtausend unter dem Zeichen
der Gewaltlosigkeit beginnen könnte...
Dies ist die Vision der Friedensnobelpreisträger.
Sie laden dich ein, sich ihnen anzuschließen, um auf alle Regierungen
dieses Planeten Einfluss zu nehmen.
An die Staatsoberhäupter aller Mitgliedstaaten
der Generalversammlung der Vereinten Nationen
Heute leiden in allen Ländern der
ganzen Welt viele Kinder stumm unter den Auswirkungen der Gewalt.
Diese Gewalt erscheint in vielen verschiedenen
Varianten: zwischen Kindern auf der Straße, in der Schule, in der
Familie und in der Gesell-schaft. Es gibt physische Gewalt, psychische
Gewalt, sozio-ökonomische Gewalt, umweltbedingte Gewalt und politische
Gewalt. Viele Kinder - zu viele Kinder - leben in einer "Kultur der Gewalt".
Wir möchten dazu beitragen deren
Leiden zu lindern. Wir glauben, dass jedes Kind aus eigener Kraft erkennen
kann, dass Gewalt keineswegs unvermeidbar ist. Wir sind in der Lage Hoffnung
anzubieten, nicht nur den Kin-dern dieser Welt, sondern der gesamten Menschheit,
indem wir beginnen, eine neue Kultur der Gewaltfreiheit zu errichten.
Aus diesem Grunde adressieren wir diesen
feierlichen Appell an alle Staatsoberhäupter aller Mitgliedsstaaten
der Generalversammlung der Vereinten Nationen, für die Generalver-sammlung
der UN zu erklären:
dass die erste Dekade des neuen Jahrtausends,
die Jahre 2000 - 2010, als "Dekade einer Kultur der Gewaltlosigkeit" erklärt
werden;
dass am Beginn dieser Dekade das Jahr
2000 zum Jahr der Erziehung zur Gewaltfreiheit" erklärt wird;
dass die Gewaltlosigkeit auf allen Ebenen
unserer Gesellschaften während dieser Dekade gelehrt wird, um die
Achtsamkeit der Kinder dieser Welt auf die wirkliche, praktische Bedeutung
der Vorteile der Gewaltfreiheit in deren täglichen Leben zu lenken,
um Gewalt und das daraus erwachsende Leid zu reduzie-ren, das an ihnen
und an der gesamten Menschheit verübt wird.
Gemeinsam sind wir in der Lage, eine neue Kultur der Gewaltlosigkeit zu formen, die der ganzen Menschheit Hoffnung gibt und ganz besonderes den Kindern dieser Welt.
Mit tiefstem Respekt
Die Friedensnobelpreisträger
Mairead Maguire Corrigan,
Nelson Mandela,
Mother Teresa,
Aung San Suu Kyi,
The 14th Dalaï Lama (Tenzin Gyatso),
Mikhail Sergeyevich Gorbachev,
Shimon Péres,
Elie Wiesel,
Mgr. Desmond Mpilo Tutu,
Adolfo Pérez Esquivel,
Yasser Arafat,
Mgr Carlos Felipe Ximenes Belo,
José Ramos-Horta,
Norman Borlaug,
Oscar Arias Sanchez,
UNICEF,
Frederik Willem de Klerk,
Betty Williams,
Lech Walesa,
Joseph Rotblat.
Warum dieser Appell?
Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, die geprägte war von der Gefahr eines Atomkrie-ges, hat gezeigt, wie stark uns alle Gewalt tangiert. Das 20. Jahrhundert war das Jahrhun-dert des größten Blutbades in der Geschichte der Menschheit.
Wenn es darum geht, in eine bessere Zukunft zu starten, muss unser Vermächtnis an die folgende Generation etwas anderes sein, als die Übergabe eines kranken Planeten. Frieden ist kein angeborener Reflex des Menschen, er ist etwas, das erlernt, antrainiert werden muss. Und genau hier setzt der Appell der Friedens-nobelpreisträger an.
Wie kam es zu dem Appell?
Die Idee, dass Kinder in der Schule Gewaltlosigkeit erlernen sollen, geht auf das Mitglied des Internationalen Netzwerkes engagierter Buddhisten Thich Nhat Hanh zu-rück, des früheren Präsident der IFOR (International Fellowship of Reconciliation). Die Idee wurde von der Präsidentin des IFOR Marie-Pierre Bovy aufgegriffen. Der IFOR-Delegierte Pierre Marchand führte daraufhin, unterstützt von Spendengeldern, die inter-nationale Kampagne. Die erste Nobelpreisträgerin, die unterschrieb war die Irin Mairead Corrigan-Maguire. Als zweite erreichte er Mutter Theresa im Krankenhausbett, anschließend Aung San Suu Kyi, die er in ihrem Hausarrest aufsuchte. Schließlich gelang es alle lebenden Friedensnobelpreisträger zur Unterschrift zu gewinnen, bis auf zwei, die nicht erreicht werden konnten.
Im Mai 1997 wurden alle Staatsoberhäupter angeschrieben und über die Initiative informiert. Mit der Verabschiedung der Resolution durch die UN ist der entscheidende Schritt getan, doch die eigentliche Arbeit beginnt jetzt erst, nämlich die zunächst recht unverbindliche Absichtserklärung der Regierungen in konkrete Maßnahmen münden zu lassen. Zentrales Anliegen der Resolution ist die Friedenserziehung. Bisher haben sich einige hundert Organisationen weltweit bereit erklärt, an dem Projekt mitzuarbeiten, wobei die Federführung bei IFOR liegt. IFOR wurde 1915 gegründet und ist die erste Organisation, die sich dem Thema Friedenspädagogik gewidmet hat. IFOR hat heute Sektionen in über 40 Ländern mit Tausenden von Mitgliedern. IFORs Aufgabe im laufenden Prozess ist es, die notwendigen Massnahmen mit Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen, Lehrern Künstlern usw. zu koordinieren. UNESCO und UNICEF haben bereits ihre Unterstützung zugesagt.
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