Jeder kennt die UNO, die Vertretung der Staa-ten und Regierungen der Erde. Doch weit größer als die Zahl ihrer Mitglieder ist die Zahl der Nationen, Völker und ethnischen Minder-heiten, die dort nicht vertreten sind.
Diese nichtvertretenen Nationen, Völker und Ethnien haben sich vor einigen Jahren eine eigene Vertretung gegeben, die "Alternative UN", die UNPO - "Unrepresented Nations and Peoples Organization". Einer der Mitgründer war S.H. der Dalai Lama. Dort haben nun die Tibeter, die Kurden, die Albaner in Kosovo, die Tschetschenen, Roma und Sinti, die Lappen in Skandinavien, die Ogoni und andere Völker Afrikas, die Indianer Nord-, Mittel- und Südamerikas, die Aboriginals Australiens und Neuguineas, die zahlreichen ethnischen Min-derheiten Russlands, Indiens, die buddhistische Minderheit Bangladeschs, die verfolgten Minderheiten Burmas, die gefährdeten ethnischen Gruppen überall in Südostasien, Indonesien, China usw. ihre Stimme und ihr Forum. Die gegenwärtige Generalsekretärin ist eine Aboriginal aus Australien.
Der Sitz der UNPO ist in Den Haag (Holland). Zunehmend gewinnt sie nun an Einfluss und Anerkennung bei der UNO in Genf und New York, zeigt sich doch eine Liste der brennenden Konflikte in der heutigen Welt als fast identisch mit der Liste der Mitglieder dieser Vereinigung.
Jetzt haben zwei Buddhisten Asiens den diesjährigen Förderpreis der UNPO bekommen: Sulak Sivaraksa aus Thailand und die Nonne Chen Yen aus Taiwan.
Sulak Sivaraksa ist inzwischen auch bei uns im Westen bekannt geworden. Er ist der führende Gesellschaftskritiker seines Landes, Sprecher der Demokratiebewegung in Thailand und der Initiator des International Network of Engaged Buddhists, INEB. Schon vor vielen Jahren hatte er sich auch für das Leiden anderer Menschen und Völker in Asien und anderswo eingesetzt.
Bei uns noch fast gar nicht bekannt ist die Nonne und heute 61-jährige Dharma-Meisterin Chen Yen aus Taiwan. In Taiwan und anderswo gilt sie dagegen als lebende Heilige und großer Bodhisattva (Kuan Yin).
Chen Yen entschloss sich bereits mit 23 Jahren zum Leben als Nonne. Mit einer anderen Nonne lebte sie viele Jahre in äußerster Armut in einer kleinen Hütte am Rande einer Stadt. Das Elend der Menschen um sich herum sehend, hatte sie beschlossen, sich nicht von ihnen ernähren zu lassen, sondern ihr eigenes Überleben durch Bearbeiten ihres kleinen Gartens zu sichern. Zugleich studierte sie intensiv den Buddha-Dharma.
Tief erschüttert vom Elend der durch die neu eingewanderten Chinesen diskriminierten Ureinwohner Taiwans entschloss sie sich eines Tages (1966) für diese aktive Hilfe zu leisten. Sie gewann ihre schon zahlreich gewordenen Schüler und die Nachbarn dafür, jeden Tag lediglich umgerechnet 4 Pfennig in ein Bambusrohr zu werfen und dieses am Ende des Monats bei ihr abzugeben. Mit dem gesammelten Kleingeld besuchten und versorgten die Nonnen dann, ungeachtet aller ethnischer Dif-ferenzen Kranke, Notleidende und Sterbende und die Hausfrauen der Umgebung folgten ihnen darin nach. So entstand die Buddhist Compassion Relief Tzu Chi Foundation.
Die Bewegung wuchs enorm, bald konnten eigene Kranken-häuser, Erziehungs-, Ausbildungs- und Sozialeinrichtungen gebaut werden. Und schließlich wurden auch die Grenzen des eigenen Landes, des eigenen Volkes und seiner Kultur wie auch der überlieferten Religion überschritten. Die Tzu Chi Foundation ist heute die größte und effektivste buddhistische Hilfsorganisation der Welt. Sie ist fast auf allen Kontinenten aktiv, insbesondere in den Län-dern Mongolei, Indien, Indonesien, Bangladesch, Südostasien, aber auch in Afrika und selbst in Südamerika und hat nunmehr 4 Millionen Mitglieder in aller Welt.
Chen Yen schrieb: "Warum ist die Welt heute in solcher Verwirrung? Warum müssen so viele Menschen in Angst und Schrecken leben? Die Welt leidet an einem Mangel an Liebe. Um dies zu ändern brauchen wir nur wirklich unsere Liebe zu geben."
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