Ihre weiteren Ausführungen zeigen
eine noch destruktivere und verdeckte Art des Jargons auf:
"Freier Handel ist nicht frei, denn er
operiert im Interesse der multinationalen Konzerne, die über 70 %
des Welthandels kontrollieren und für die internationaler Handel ein
Muss ist. Die Freiheit der multinationalen Konzerne basiert auf der Zerstörung
der bürgerlichen Freiheiten. Globalisierung bedeutet das Zerschlagen
der Macht demokratischer Institutionen der einzelnen Länder, der Stadträte,
der Gebietskörperschaften und der Parlamente."
Dennoch wurde dies von den meisten Ökonomen nicht zur Kenntnis genommen und der "freie Handel" gilt ihnen als Garant des Wohlstandes. Doch die Einkommensverteilung sollte uns daran erinnern, dass solcher Wachstum den oberen 20 % nutzt, wohingegen die Mehrheit unter Armut zu leiden hat. Der sog. "Abtropfeffekt", jahrelang gepredigt, um die am unteren Ende zeitlich zu vertrösten, hat sich als Mythos entpuppt. Die Wahrheit ist, dass sich der Reichtum des vergangenen Wirtschaftswachstums auf Kosten der Naturzerstörung in den Händen weniger Personen und Firmen konzentriert.
Ein weiterer Mythos der Weltwirtschaft ist der der Stabilität. In den letzten Jahren wurde das Wirtschaftswachstum für Thailand als hervorragend prognostiziert, als ob es niemals einen Absturz geben könnte. Jene, die es wagten, abweichende Meinungen zu äußern, wurden als "Hemmschuh des Fortschritts" und als "Pessimisten" angesehen. Weltweit teilten die meis-ten Kapitalisten diese Ansicht: sie sahen den Zusammenbruch des kommunistischen Systems als Beweis für die Nachhaltigkeit des kapitalistischen Systems an. Der gegenwärtige wirt-schaftliche Rückschlag, der gerade ist Südostasien seinen Ausgang nahm, sollte daher Anlass zum Überdenken sein.
Gerade in Thailand, das als wirtschaftlich
erfolgreichste Nation galt, da es jahrelang die weltweit höchste Wachstumsrate
aufwies, sendete der Rückschlag Schockwellen durch die Gesellschaft,
gerade unter den Neureichen, die von den ökonomischen Seifenblasen
profitiert hatten, ohne Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.
Der starke Anstieg der Selbstmordrate
in Thailand direkt nach dem Zerplatzen der ökonomischen Seifenblase
liegt vermutlich darin begründet, dass der stärkste ökonomische
Rückschlag seit den 30er Jahren zu stärkeren sozia-len Verwerfungen
führt. Was die formelle Erziehung anbelangt, so wird berichtet, dass
mindestens 20.000 Thaifamilien ihre Kinder von der Schule nehmen mussten,
da ihnen entweder das Schulgeld fehlte, oder andere Ausgaben nicht mehr
finanziert werden konnten. Ursache dafür ist entweder der Lohnverfall
der Eltern oder deren plötzliche Arbeitslosigkeit. Tausende sind bereits
entlassen und Tausende werden folgen.
Am schlimmsten aber ist der Verfall der
Souveränität für Thailand als ehedem unabhängiges Land
und die Verpflichtung, sich dem engen Korsett anzupassen, das die Weltbank
und der IWF vorgaben, die "freundlicherweise" Geld borgten und dabei kein
anderes Ziel verfolgten, als das Land für die Globalisierung zu öffnen.
Wenn man die Unterzeichnung des British-Bowing-Abkommens durch die Regierung
von Siam vor hundert Jahren, die unter militärischem Druck Großbritanniens
erfolgte und zur raschen Reduktion der Zölle auf britische Im-portwaren
führte und den Ausverkauf von Reis und anderen siamesischen Produkten
bedeutete, als ersten Verlust der thailändischen Souveränität
ansieht, dann ist der unterzeichnete Vertrag mit der Weltbank und dem IWF,
mit denen Thailand um Kredite "bat" und die damit verbundene Knebelung
akzeptierte, nichts anderes als die neuerliche Unterwerfung unter den Kolonialstatus.
Ein Thai-Bankier, der die Aktienmehrheit der zweitgrößten Bank
des Landes hält, sieht es so: " In der heutigen Zeit muss Kolonialismus
nicht mehr notwendigerweise mit Kanonenbooten betrieben werden, Geld allein
genügt."
"Der Präsident von NABISCO definierte sie (die globale Ökonomie) als "eine Welt homogenen Konsums" - eine Welt in der die Menschen überall die gleiche Nahrung essen, die gleiche Kleidung tragen und in Häusern wohnen, die aus den gleichen Materialien gebaut sind. Es ist eine Welt, in der jede Gesellschaft über die gleiche Technologie verfügt, abhängig von der gleichen zentrale gemanagten Wirtschaft, ihren Kindern die gleiche westliche Erziehung bietet, die gleiche Sprache spricht, die gleichen visuellen Medien konsumiert, sich an den gleichen werten orientiert und sogar den gleichen Gedanken denkt. Im Endeffekt bedeutet Globalisierung die Zerstörung der kulturel-len Vielfalt. Sie bedeutet Monokultur."
Erziehung ist die letzte Möglichkeit, sich dem Holocaust des Konsumismus zu entziehen. Die Schärfung bestimmter Werte ist unvermeidlich für das Bestreben der Wirtschaft zu globalisieren. Daher wurden die Lehrpläne in Thailand von ökonomisch entwickelteren Ländern kopiert, als die Modernisierung vor etwa 30 Jahren um sich griff. Von der Grundschule an werden die Schüler seitdem angehalten, mitein-ander in geistigen Wettstreit zu treten. Obwohl die Grundschulplätze eigentlich für jedes Kind im schulpflichtigen Alter ausreichend vorhanden sind, sind die Zugangsvoraussetzungen für die bekannteren Grundschulen straff. Wett-kampf wird einer der normalen Werte, die jeder Schüler hat oder zu denen er ermuntert wird, um auf der Karriereleiter zu überleben und natürlich um den Kampf in der globalisierten Wirtschaft zu bestehen.
Neben der Wettbewerbsfähigkeit ist ein weite-rer nüchterner Aspekt der gegenwärtigen Erziehungsmuster, vorrangig Techniker zu produ-zieren. Anstatt das Verlangen nach Wissen zu nähren, zielt die derzeitige Erziehung allein darauf ab, die Schüler mit technischen Fertigkeiten, die von den Konzernen gesucht werden, zu versorgen. Schlimmer als das ist die Geringschätzung der eigenen Wurzeln, die durch die Zentralverwaltungserziehung erzeugt wird. Die Entwurzelung der Landbevölkerung wird von der herrschenden Erziehung mit diesen Werten unbewusst mit vermittelt. Die städtische Konsumentenkultur ist an die Stelle der traditionellen Überzeugung getreten. Die Monopolisierung hat die altherebrachten Werte verwischt.
Jedoch hat die wachsende Konzernmacht, ermöglicht durch die Akkumulation von Reichtum nach mehreren Kriegen und durch die Protektion königlicher Privilegien seit der Kolonialzeit, augenscheinlich die beiden vor-genannten Faktoren ausgestochen. Heute muss jeder Beitrag, den eine Universität leistet im Einklang mit dem wirtschaftlichen Wachstum stehen, wie es das Magazin kurz und bündig formuliert hat.
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