Aber diese Entwicklung ist nicht unumkehrbar. Die sog. unumkehrlichen Trends haben sich bereits umgekehrt. Die Darstellung gibt einen Einblick in die weniger sichtbaren Kräfte posi-tiver Initiativen, die auf Regionalisierung und Lokalisierung hinarbeiten. Diese Beispiele von unterster Ebene überall auf der Welt sind eine Quelle von echter Inspiration und Hoffnung. Schließlich - und das ist besonders ermutigend - erinnern uns die Bilder daran, dass etwa die Hälfte der Weltbevölkerung noch immer auf dem Lande lebt und die spirituellen und sozia-len Vorteile eines Lebensstils genießt, der tief in der Gemeinschaft und in der natürlichen Welt verwurzelt ist.
Die Notwendigkeit ihren Lebenserwerb im Einklang mit der Natur zu entwickeln hat aber nicht nur den landwirtschaftlichen Verstand geschärft, sondern auch die sozialen Einrich-tungen, die das Leben in Familie und Dorfge-meinschaft regeln. Die Abhängigkeit des Men-schen von der natürlichen Ordnung war Herz-stück der meisten Gesellschaften. (...)
Dieser kulturelle Bruch hat auch zu einer tiefgreifenden Veränderung traditioneller Werte geführt: was bodenständig ist wird als minderwertig angesehen, was einzigartig ist gilt nun als hinterwäldlerisch. Der Modernisierungsdruck und der Zwang auf dem Weltmarkt aufzutreten, ist der Zwang mit dem westlichen Konsumismus konform zu gehen. Anders als die traditionellen Wirtschaftsweisen zollt die Weltwirtschaft dazu den lokalen Zusammenhängen keinerlei Aufmerksamkeit. Alles ist standardisiert: Geschmack, Kleidung, Architektur und selbst das Wissen. Angepasste Fähigkeiten, Produktionsverfahren und Wertesyste-me werden von der einförmigen Konsumentenmonokultur beiseite gewischt.
Paradoxerweise ist es jedoch genau dieser Prozess des globalen Schließens von Lücken, der die Menschen mehr und mehr von ihren Bezugsquellen für Nahrung, Kleidung, Bauma-terialien und Energie abschneidet. Die Men-schen verlieren den Bezug zu ihrer Gemeinschaft und ihrer heimischen Umgebung um so mehr, je stärker Energieversorgung, Güterver-teilung, Gesundheits- und Schulwesen zentralisiert werden.
Der Aufbau von Infrastruktur immer größeren Maßstabes - vom Energiebereich bis zu Schulwesen - führt zu einer weltweiten Landflucht in die Städte. Diese Wanderungsbewegung redu-ziert die Überlebensfähigkeit der landwirtschaftlich geprägten Gemeinwesen und löst so die sozialen Bindungen und die Strukturen, die ländliches Leben seit unzähligen Generationen möglich machten. Hinzu kommt, dass die Urbanisierung Millionen von Menschen in die Abhängigkeit von importierten Nahrungsmitteln gebracht hat. Selbst die ärmsten Menschen in den Städten und Metropolen, die Hunger leiden, tragen auf diese Weise zum Wachstum des CO2-Problems bei, denn sie sind nunmehr abhängig von Gütern, die Hunderte und Tausende von Meilen durch die Welt transportiert werden müssen. Da die Entfernung zwischen Produzenten und Konsumenten steigt, steigt im gleichen Maße die Verbrennung fossiler Energieträger in der Maschinerie des weltweiten Transportsystems.
In den weniger industrialisierten Ländern
ent-stehen riesige Slums an den Rändern der Städte. Diese Siedlungen
zeichnen sich durch starke Überbevölkerung, Umweltverschmutzung
und sanitäre Probleme aus. Leblose Betonblocks, die Gemeinschaften
eher trennen als verbinden und die Natur eher begraben, als auf ihr auf-bauen,
haben die traditionellen Architekturty-pen, die sich über Jahrhunderte
entwickelten, verdrängt.
Die Konsumentenmonokultur und der Zusammenbruch
der Ökosysteme
Das Konsumwachstum, das aus der Globalisierung erwächst, ist - ökologisch betrachtet - das genaue Gegenteil von nachhaltiger Entwicklung. Die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, um den Konsumismus anzuheizen, führt auf direktem Wege in die ökologische Katastrophe.
Der ökologische Zusammenbruch ist auch in den ländlichen Bezirken augenscheinlich. Kleinbäuerliche Betriebe werden zerstört, da das Agrarbusiness von Subventionen und Regularien profitiert, die sich genau an deren Interessen ausrichten. Dies hat eine Menge Probleme ausgelöst, so z. B. die Abnahme der Bodenfruchtbarkeit, Erosion, Gesundheitsprobleme für Mensch und Tier infolge des Pestizideinsatzes, Wasserverseuchung und der Verlust der biologischen Vielfalt.
Die Regierungssubventionen haben auch im Norden kleine bäuerliche Landwirtschaften und Handelsbetriebe zerstört, die Märkte verzerrt und den Großunternehmen Vorteile verschafft. Filialen von Supermarktketten umringen jetzt die meisten Städte des industrialisierten Nordens; sie liegen direkt an den Autobahnen, von wo aus sie mit Billigartikeln aufgefüllt werden - und mit autoabhängigen Konsumenten. Das Ergebnis sind verfallende Innenstädte, denn die kleinen Handelsbetriebe in den Stadtzentren verlieren ihre Kunden an die Einkaufszentren außerhalb der Städte. Auch bäuerliche Familienbetriebe sind die Leidtragenden, denn ihre Kosten steigen im Verhältnis zu denen des Agrarbusiness an. Die Kombination beider Effekte, dem Absterben der städtischen Zentren und der Aufgabe ländlicher Gemeinwesen ist verheerend: hohe Arbeitslosigkeit, Zusammenbruch der Institution Familie, Verlust des Hei-matgefühls, Verbrechen, Gewalt, Umweltverschmutzung und die Zerstörung sowohl der städtischen Strukturen als auch der bäuerlich geprägten Landschaften.
Im Süden erheben Bauern, Entwicklungsorga-nisationen und Bürgerbewegungen ihre Stimme gegen das, was sie als moderne Manifestation kolonialer Ausbeutung ansehen. Auch im Norden beginnen neue Bündnisse (das traditionelle rechts-links-Schema überwindend) die Öffentlichkeit vor der Bedrohung zu warnen. In vie-len Städten sind kommunale Kreditinstitute gegründet oder umorganisiert worden, um den einheimischen Unternehmen Kapital zur Verfügung zu stellen, das es ermöglicht, am Ort zu investieren, anstatt in einer gesichtslosen Weltwirtschaft. In anderen Kommunen gibt es "buy local"-Kampagnen, örtliche Tauschringe und lokale Währungen, die den ortsansässigen Betrieben zu überleben helfen, selbst wenn sie gegen hochsubventionierte Konzerne ausgespielt werden sollen. Diese Kampagnen helfen nicht nur zu vermeiden, dass Geld aus der Wirtschaft der Kommune abfließt, sondern helfen auch die, Bevölkerung über die versteckten Kosten bei billiger aber entfernt produzierter Ware zu informieren.
Stellt man sie vor die Wahl, so geben die Menschen generell der heimischen Nahrung den Vorzug und genießen die Tatsache, dass die Produkte vor Ort gewachsen sind. Dadurch, dass die Nahrung frischer ist, ist sie auch schmackhafter und nahrhafter. Die Erzeuger andererseits sparen die Kosten für Transport und Transportverpackung. Regionale Nahrungsmittelerzeugung und -verteilung reduziert die Umweltverschmutzung durch die verminderten Transportwege (mit all den Effekten wie der Minderung der CO2-Erzeugung, der Reduk-tion der globalen Erwärmung etc.). Konsumentennachfrage für eine ganze Bandbreite von Produkten ermutigt außerdem die Landwirte, die monokulturelle Anbauweise aufzugeben, die in ganz erheblichem Maße auf dem Eintrag von Chemikalien beruht, die die Umwelt schädigen. Ein wieder wachsenden Artenreichtum auf dem Feldern geht dann einher mit einem größeren Artenreichtum im Umfeld der Höfe, was den Wert der Landschaft erhöht und die Böden schützt.
Man kann ohne Übertreibung feststellen, dass der wichtigste Schritt auf dem Weg zu einer gesunden Gesellschaft und stabilen Ökosystemen die Wiederherstellung der Beziehungen zwischen den Bauern und dem Gemeinwesen ist.
Es ist nötig zu erkennen, dass die biologische Vielfalt - das Leben selbst - unauflöslich ver-bunden ist mit der kulturellen Vielfalt.
Zurück zur Übersicht BuddhaNetz-Info