Jahresrückblick 2002


2002 tagte der Fahrgastbeirat wieder regelmäßig in der Dampflok im Hauptbahnhof. Schwerpunkte des Jahres 2002 waren es zum einen, sich weiter darum zu bemühen, die Schülerverkehre im Raum Hanau zu verbessern und zum anderen mit zahlreichen Anregungen die Fortschreibung der Nahverkehrsplanung des Main-Kinzig-Kreises zu begleiten.

Schülerverkehre

Bereits im Jahre 2001 hatte sich herauskristallisiert, dass der Fahrgastbeirat Raum Hanau dringenden Handlungsbedarf im Bereich der Schülerverkehre sieht. Zu diesem Thema berichtete Herr Achim Kreis von seinen Erfahrungen. Im Rahmen der Erstellung einer Magisterarbeit zu Schülerverkehren mit dem Titel: „Alltagsmobilität von Schülerinnen und Schülern: zur Relevanz des öffentlichen Personennahverkehrs“ wurden zahlreiche Schülerinnen und Schüler durch ihn befragt. Der lebendige und informative Vortrag führte zu zahlreichen Nachfragen, die kompetent beantwortet wurden.
Viele Berichte insbesondere seitens der Mitglieder von Elternvertretungen an Schulen über Unzulänglichkeiten im Schülerverkehr führten zu der Entscheidung, eine Fragebogenaktion im Raum Hanau durchzuführen. Ziel war es, sowohl von Schulen, Schulträgern als auch von Eltern- und Schülervertretungen Informationen über die Qualität der Schülerverkehre zu erhalten. Der Fahrgastbeirat erarbeitete einen umfangreichen Fragenkatalog. Dieser wurde an Schulen, Schulelternbeiräte, Schülervertretungen sowie Schulträger und Verkehrsunternehmen geschickt anschließend ausgewertet. Bedauerliches Ergebnis der Fragebogenaktion einerseits war, dass seitens der Schülervertretungen und der Schulleitungen kaum Antworten an den Fahrgastbeirat weitergeleitet wurden. Die Schulträger stellten sich hinter die Antworten der zuständigen Verkehrsträger und zeigten wenig Interesse z. B. an der Erarbeitung von Standards.
Umfangreiche Antworten und Anregungen erhielt der Fahrgastbeirat von einzelnen Schulelternbeiräten und den Trägern der Verkehrsleistungen. Überraschendes Ergebnis war zum einen, dass die meisten Befragten einer Flexibilisierung der Schulanfangszeiten durchaus positiv gegenüber standen. Durchgängiger Kritikpunkt war eine mangelnde Kommunikation untereinander, so dass die Anfangsüberlegung, einen „Runden Tisch“ zwischen den Beteiligten zu errichten Unterstützung fand. Viele Anregungen und Ergebnisse der Befragung konnten im Rahmen des zweiten Schwerpunktes, die Erstellung der Fortschreibung des Nahverkehrsplanes Main-Kinzig eingebracht werden.

Nahverkehrsplanung des Main-Kinzig-Kreises

Bereits in der ersten Sitzung des Jahres 2002 beschäftigte sich der Fahrgastbeirat Raum Hanau mit dem Stand der Fortschreibungen der Nahverkehrspläne der Stadt Hanau und des Main-Kinzig-Kreises. Christian Behrendt berichtete mehrfach ausführlich und umfassend über den Stand der Planungen. Während der Main-Kinzig-Kreis bereits die Fortschreibung veranlasst hatte, war und ist bis zum Beginn des Jahres 2003 für die Stadt Hanau noch nicht abzusehen, wann die Fortschreibung in Angriff genommen wird. Der Fahrgastbeirat Raum Hanau sah in der mangelnden Koordination der Nahverkehrspläne des Main-Kinzig-Kreises und seiner größten Stadt die Quelle für Unzulänglichkeiten. Mangels konkreter Vorlagen seitens der Stadt Hanau blieb nur, die Fortschreibung des Nahverkehrsplanes im Main-Kinzig-Kreis zu begleiten, zukünftige Abstimmung anzumahnen und Ergänzungen und Hinweise im Hinblick auf die Verbesserung der Verkehrsanbindung im Raum Hanau zu geben. Auf Grund der bisherigen Diskussionen insbesondere im Hinblick auf die Schülerverkehre wurden zahlreiche Hinweise weitergegeben, im Kreisverkehrsbeirat diskutiert und schließlich in den Entwurf des Nahverkehrsplanes eingearbeitet.
Im Hinblick auf die Entwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs im Main-Kinzig-Kreis konnte der Fahrgastbeirat Raum Hanau im Juni 2002 Herrn Rahm von der Lokalen Nahverkehrsgesellschaft des Main-Kinzig-Kreises begrüßen. Er berichtete ausführlich über die Struktur und den Aufbau der Gesellschaft sowie die Schwerpunktsetzungen bei der Fortschreibung des Nahverkehrsplanes des Main-Kinzig-Kreises. Insbesondere sei die Verbesserung der Infrastruktur angestrebt und die Umsetzung des Gleichstellungsgesetzes, dieses sieht zahlreiche Maßnahmen vor, damit behinderte Menschen nicht weiter durch unzulängliche Rahmenbedingungen ungerechtfertigte Mobilitätseinschränkungen hinnehmen müssen.
Einen Ausblick gab Herr Rahm auch auf Veränderungen, die sich im Hinblick auf eine Liberalisierung der Verkehrsleistungen ergeben werden. Da in Zukunft Linien ausgeschrieben werden müssen, sei es notwendig, wettbewerbsfähige Leistungen anbieten zu können. Gleichzeitig müssten siedlungsbedingte Veränderungen in die Überlegungen mit einbezogen werden, um weitere Potentiale für den ÖPNV (Öffentlichen Personennahverkehr) auszuschöpfen.
Nach den ausführlichen Darstellungen sprach sich der Fahrgastbeirat wiederholt dafür aus, dass endlich auch in der Stadt Hanau eine Lokale Nahverkehrsgesellschaft errichtet wird, einerseits um den gesetzlichen Bestimmungen zu entsprechen und zum anderen, um die Zuständigkeiten zu bündeln und die vielfältigen Aufgaben auch im Hinblick auf die Liberalisierung anzugehen.

Gleichstellungsgesetz

Neben diesen Schwerpunkten beschäftigte sich der Fahrgastbeirat Raum Hanau mit einer Vielzahl von Anregungen, Beschwerden und Hinweisen. Durch die rege Beteiligung beispielsweise der Mitglieder des Blindenbundes und des Behindertenbeauftragten der Stadt Hanau, wurden viele Anregungen zur Umsetzung des Gleichstellungsgesetzes zusammengetragen und im Rahmen der Sitzungen an die Vertreter der Verkehrsdienstleistungsunternehmen weitergegeben.

Stadtbahn

Thema im Fahrgastbeirat war mehrfach auch die Einführung einer Stadtbahn in Hanau. Die Absicht, durch eine Stadtbahn die Mobilitätsbedürfnisse im Ballungsraum auch im Hinblick auf die Forderung der CO2-Reduzierung besser und umweltverträglicher befriedigen zu können, wurde begrüßt und für sinnvoll gehalten.
Auf Unverständnis stößt im Fahrgastbeirat die mangelnde Bereitschaft der Politik in Hanau, sich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen. An der zögerlichen Haltung der Verantwortlichen in Hanau konnten auch Testfahrten mit einer Karlsruher Stadtbahn nichts ändern, die anlässlich der Landesgartenschau für zwei Tage eine komfortable Verbindung zwischen Nidderau und Hanau-Nord herstellte.

Stadtbahn aus Karsruhe im Nordbahnhof Hanau

Anregungen wurden aufgegriffen

In Anlehnung an die Sitzungen des Vorjahres konnte der Fahrgastbeirat zur Kenntnis nehmen, dass zahlreiche Anregungen aufgegriffen und umgesetzt wurden, eine Reihe von Zusagen jedoch noch der Erfüllung harren. Positiv wurde zur Kenntnis genommen, dass der Westbahnhof in Hanau saniert wurde. Der Einbau von behindertengerechten Zugängen zu den Bahnsteigen im Hanauer Hauptbahnhof im Rahmen der Vorbereitung der Landesgartenschau wurde begrüßt, die Handhabung und das komplizierte Anfordern von Bedienpersonal lassen jedoch noch sehr zu wünschen übrig und sind verbesserungsfähig.
Mit besonderer Freude registrierte der Fahrgastbeirat, dass die Hanauer Straßenbahn AG die Abendverkehre ausgeweitet hat. Fast in jeder Sitzung des Fahrgastbeirates wurde die provinziellen Endzeiten der Busverkehre in Hanau bemängelt und die Forderung erhoben, eine Ausweitung zu ermöglichen. Angeregt wurde immer wieder eine Flexibilisierung durch den Einsatz von Anrufsammeltaxen. Mit dem Fahrplanwechsel vom 15. Dezember 2002 wurden die Spätverkehre so organisiert, dass noch Fahrgäste, die mit der letzten S-Bahn den Hanauer Hauptbahnhof erreichen, eine Möglichkeit haben, mit Bussen bzw. Anrufsammeltaxen nach Hause zu gelangen. Damit entfällt die Notwendigkeit zumindest für Hanauerinnen und Hanauer mit dem Auto zum Bahnhof zu fahren, zusätzliche Kosten zum ÖPNV für das Parken am Bahnhof entfallen. Eine Anbindung an das Anruf-Sammeltaxi besteht sowohl vom Steinheimer Bahnhof, vom Hauptbahnhof als auch vom Freiheitsplatz bis nach Mitternacht. Der Fahrgastbeirat honorierte diese Bemühungen, indem er mit einer Presseerklärung öffentlich die Veränderungen lobte.
Unklar ist weiterhin die Finanzierung der Aufwendungen des Fahrgastbeirates. Einzelne Spenden und die Überlassung von Briefmarken bzw. die Übernahme von Kosten zum Versenden der Fragebogen haben es jedoch ermöglicht, dass der Fahrgastbeirat seine Arbeit fortsetzen konnte. Weitere Bemühungen, zu einer gesicherten finanziellen Grundlage zu kommen, sind in 2003 jedoch weiter nötig.



 

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