Das ÖkoInfo 27
Herbst 2000


Vorwort

Liebe Freundinnen und Freunde des ÖkoBüro Hanau,

vielleicht ist es Ihnen aufgefallen: das ÖkoInfo hat sich wieder etwas verändert. Wir bauen jetzt in das ÖkoInfo auch Bilder ein. Grundlage dafür ist, dass wir seit dieser Ausgabe das ÖkoInfo (wie übrigens auch das BuddhaNetz-Info) mit neuer Software machen: Publisher 2000. Leider war der bisherige PC im ÖkoBüro Hanau der Software allerdings nicht recht gewachsen, so dass wir nach nicht einmal drei Jahren Nutzung zu einem moderneren Gerät umsteigen mussten.

Wenn die Qualität der Bilder dennoch recht bescheiden ist liegt daran, dass das ÖkoInfo kopiert wird. Außerdem werden natürlich Vorlagen, die wir aus Zeitungen übernehmen nicht gut (wegen der Rasterung) und Farbfotos kommen als schwarz-weiß Kopie auch nicht besonders. Daher unsere Bitte: liefern Sie uns geeignete Bilder, am besten in schwarz-weiß.

Leider ist es in letzter Zeit so, dass wir von nur wenigen Gruppen rechtzeitig Artikel geliefert bekommen. Wenn daher immer wieder die gleichen Gruppen des ÖkoBüro Hanau im Mittelpunkt unserer Berichterstattung stehen, dann liegt dies daran, dass wir von den anderen Gruppen schlichtweg nichts geliefert bekamen.

Dies gilt nicht nur für das ÖkoInfo, sondern darüber hinaus auch für den Internet-Auftritt des ÖkoBüro Hanau. Zwar wird auch hier von manchen Gruppen nur sehr sporadisch etwas angeliefert, andererseits ist das Internetangebot des ÖkoBüro Hanau inzwischen dennoch recht umfangreich. Wir haben jetzt einmal alles ausgedruckt und dabei festgestellt, dass es sich um zwei prall volle dicke Ordner handelt. Darin findet sich eine Menge zu allen Gebieten, in denen das ÖkoBüro Hanau arbeitet: Energie, Verkehr, Ökologie, Ökonomie, Ethik und vieles mehr. Und wöchentlich kommt Neues dazu. Schauen sie gelegentlich vorbei: http:://www.oekobuero.de

Mit bestem Gruß

Euer ÖkoBürokrat



Buddhistische Hefte des ÖkoBüro Hanau, Heft 3:
Was ist Buddhismus ?
Einführungsvortrag des Ökobuddistischen Arbeitskreises Hanau

Wir haben uns entschlossen, ein Interview statt einer Besprechung des Heftes zu bringen. Unser Buchkommentator B. Brauns sprach mit dem Autor.

Bert Brauns: Horst, als erstes wirst du uns sagen müssen, was der Ökobuddhistische Arbeitskreis Hanau ist.

horst gunkel: Leider gibt es den Arbeitskreis nicht mehr. Als ich zum Buddhismus kam war ich überrascht, dass der Dharma weitgehend deckungsgleich ist mit der von mir tief empfundenen Ökologie, für die ich bis dahin politisch tätig war und der ich mich bei meiner Arbeit im ÖkoBüro Hanau noch heute verpflichtet fühlte. Anfang der 90er Jahre sind viele Menschen aus der Öko-Bewegung abgewandert, weil vieles dort frustrierend war, oder weil es in normaler politischer Arbeit erstickt ist. Ich kam damals zum Buddhismus und habe dadurch einen noch tieferen Einblick in das globale ökologische Netzwerk erhalte. Ich hoffte, diese Art der Bewusstseinserweiterung mit Menschen teilen zu können, die aus der Öko-Bewegung abtriffteten und die dennoch auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und wahren Engagement waren. Leider fand ich nicht genügend Menschen, die bereit waren diesen Weg mitzugehen. Der Ökobuddhistische Arbeitskreis musste nach anderthalb Jahren mangels Masse eingestellt werden.

B.B.: Und in dieser Gruppe wurde der Vortrag gehalten?

h.g.: Einmal monatlich wurde ein Einführungsvortrag angeboten. Ich habe zunächst mit dem begonnen, was wohl die zentrale Botschaft des Buddhismus ist, mit dem, was auch der Buddha in seiner ersten Lehrrede in Benares dargelegt hat: Den Vier Edlen Wahrheiten und dem Edlen Achtfachen Pfad. Allerdings musste ich feststellen, dass sich die Menschen sperrten, wenn es losging mit: "Letztendlich ist alles leidhaft." Hier wollten sie diskutieren und dadurch wurde nicht zum Verständnis vorgedrungen. Auch wenn ich eine Diskussion nicht gleich zuließ, führte dieser Anfang zu einer innerlichen Sperre, zu einer Blockade, die hinterher nicht mehr durchbrochen werden konnte. Also dachte ich darüber nach, wie ich den Kern des Buddhismus vermitteln könnte, ohne bei dem anzufangen, was ich für das Wesentliche hielt.

B.B.: Heraus kam der Vortrag: "Was ist Buddhismus ?"

h.g.: Genau. Auch hier erläutere ich die Vier Edlen Wahrheiten und den Edlen Achtfachen Pfad, allerdings erst am Ende, wenn die Leute Vertrauen gefasst haben. Ich beginne mit Inhalten, die Vertrauen aufbauen, mit Dingen die unserem westlichen Denken entsprechen.

B.B.: Was heißt das genau?

h.g.: Zum Eingang zitiere ich die bekannte Stelle aus dem Kalamer-Sutra, wo der Buddha seine Anhänger auffordert, nicht blind zu vertrauen, sondern kritisch zu prüfen. Damit sind die meisten Vorbehalte gegenüber dem, was den Menschen Religion so suspekt macht, ausgeräumt: kritisches Hinterfragen ist nicht nur nicht verboten, sondern sogar erwünscht. Dann komme ich auf das Entstehen in Abhängigkeit und bringe dazu Beispiele aus der Psychologie, anschließend bemühe ich die Kybernetik und die Evolutionslehre.

B.B.: Die Passage zur Evolution, die in dem Heft breiten Raum einnimmt, zeigt dass du von den Freunden des Westlichen Buddhistischen Ordens kommst, sie geht weitgehend konform mit den Darlegungen von Sangharakshita.

h.g.: Der Vortrag wurde gehalten vor meinem ersten Kontakt mit den FWBO, allerdings hatte ich schon einschlägige Literatur gelesen. Die Evolutionslehre ist etwas, womit sich gerade die christliche Religion so ungeheuer schwer getan hat. Wobei sich die klassische westliche Evolutionslehre ja nur auf biologische Phänomene bezieht. So wie ich sie beschrieben habe, ist sie allerdings ein Prinzip, das allgemein gilt: Alles Bestehende organisiert sich in einem hinreichend groß definierten zeitlichen und räumlichen Rahmen zu Strukturen höherer Komplexität.

B.B.: Überforderst du nicht die Leute mit solchen Sprüchen?

h.g.: Das Heft ist ja nicht von vorne bis hinten mit solchen Sätzen angefüllt. Vielmehr werden Beobachtungen in einer Weise geschildert, wie sie uns aus dem abendländischen wissenschaftlichen Denken geläufig sind, und dann mit Beispielen erläutert.

B.B.: Deine Beispiele sind häufig sehr persönlich, ähnlich wie deine Un8samkeits-kolumne im BuddhaNetz-Info. Was veranlasst dich zu solchem Seelen-Strip-Tease?

h.g.: Ich halte Beispiele für eingängig. Und ich habe in meinem Schulunterricht die Erfahrung gemacht, dass die Aufmerksamkeit dann größer ist, wenn die Zuhörer merken: der steht da echt dahinter, der berichtet von sich selbst. Daher habe ich das auch im BNI übernommen. Außerdem entspricht es dem achtsamen Beobachten: achtsam beobachteten man an sich selbst, achtsam beobachtet man an anderen, achtsam beobachtet man abwechselnd an sich und an anderen, so steht es schon in dem Sutra von den Vier Grundlagen der Achtsamkeit.

B.B.: Abschließend eine ganz praktische Frage: an wen richtet sich das Heft, wem würdest du den Kauf empfehlen?

h.g.: Der Titel weist schon darauf hin, dass es eigentlich für Leute gedacht ist, die noch wenig (oder fast nichts) vom Buddhismus wissen. Die werden es allerdings sicher nicht kaufen, denn unsere Vertriebsstrukturen für die "Buddhistischen Hefte des ÖkoBüro Hanau" sind ja eher an Insider gerichtet. Da sich das Heft an Leute richtet, die zwar bereit sind, den Buddhismus zu beschnuppern, aber vielleicht noch sehr kritisch gegenüber allem eingestellt sind, was nach Religion riecht, meine ich, es ist das ideale Heft, das Buddhisten ihren Freunden schenken können: es ist nicht zu lang, gibt aber einen guten Einstieg und macht nicht mehr den Fehler mit Inhalten zu beginnen, bei denen die Menschen innerlich abblocken.

B.B.: Danke, horst.

Das Heft kostet DM 9,80.
Sonderkonditionen für Abonnent/innen des ÖkoInfos:
Wenn Sie das Öko-Info bereits abonniert haben, brauchen Sie nicht gegen Vorkasse zu zahlen, Sie erhalten dann mit der Lieferung eine Rechnung von uns und außerdem 10 % Rabatt.
Wenn Sie das ÖkoInfo bereits abonniert haben, die Buddhistischen Hefte auch abonnieren möchten und uns eine Abbuchungserlaubnis erteilt haben, erhalten Sie 20% Rabatt.
Sogar 30 % Rabatt erhalten Sie bei einer Mindestabnahme von 5 Heften. Ein Bestellzettel befindet sich auf der hinteren Umschlagseite.



Vorankündigung
Voraussichtlich Ende November erscheint
Buddhismus und Wirtschaft
= Werkstattreihe sozial und ökologisch engagierter Buddhismus, Band 2

Diesmal haben wir eine ganze Reihe namhafter Autoren und engagierter Buddhisten weltweit gewinnen können, uns Beiträge kostenlos zur Verfügung zu stellen. Voraussichtlich wird der Band folgende Beiträge enthalten:

Unser erster Autor hat bereits für Band 1 der Werkstattreihe gearbeitet, es ist der in Shanghai lebende Hans-Günter Wagner. Sein Aufsatz Buddhistische Wirtschaftslehre zeigt das völlig andere Herangehen eines Buddhisten an Wirtschaft, nämlich im Sinne des Rechten Lebenserwerbs.

Den Titel Rechter Lebenserwerb gibt auch Werner Liegl seinem Aufsatz, in dem er sich sehr stark auf die Worte des Buddha im Pali-Kanon stützt. Werner Liegl hat früher die Umweltinfos herausgegeben und arbeitet jetzt in der Geschäftsstelle der Deutschen Buddhistischen Union in München, Rechter Lebenserwerb eben.

Auch um Rechten Lebenserwerb geht es Urgyen Sangharakshita in seinem Beitrag Spirituelle Transformation und soziales Engagement. Er leitet die Betriebe des Rechten Lebenserwerbs, die der von ihm gegründete Westliche Buddhistische Orden (WBO) und die Freunde des Westlichen Buddhistischen Ordens (FWBO) betreiben direkt aus dem Pali-Kanon ab. Dieser Beitrag erscheint übrigens das erste Mal in gedruckter Form.

Jonathan Watts ist der Koordinator der „Think Sangha“, ein buddhistischer brain trust (Denkfabrik). Von Watts wird entweder der vom Autor neu überarbeitete Artikel Einführung in Paticca Samuppada verwendet oder der Artikel Konsumismus. Konsumismus ist der Begriff, der Watts´ Arbeitsfeld am besten beschreibt.

Neben Watts ist David Loy ein weiterer herausragender Vertreter der Think Sangha. In seinem Aufsatz Konzernmacht, der bereits in einem der ersten BuddhaNetz-Infos erschienen ist, beschreibt er das Vorgehen transnationaler Konzerne aus buddhistischer Sicht.

Aus einer völlig anderen Sicht beschreibt Phra Paisan Visalo den Konsumismus, nämlich in seinen Auswirkungen auf den Buddhismus in Ostasien: Spiritueller Materialismus heißt sein Beitrag, der übrigens in ähnlicher Form auch im Sommer in den Lotusblättern erschienen ist
Nicht neu für die Leser/innen des BuddhaNetz-Info ist die Herangehensweise von horst gunkel. Er widmet sich jedoch in senem Beitrag mit dem Titel Maraismus diesmal nicht der Achtsamkeit, sondern untersucht unser herrschendes Wirtschaftssystem. Aus dem Titel wird bereits deutlich, dass er einen Widerspruch zwischen dem Buddhismus und der etablierten Wirtschaftsweise sieht.

Der Band „Buddhismus und Wirtschaft“ erscheint Ende November, kann allerdings jetzt bereits bestellt werden.



»Robin Wood« protestierte gegen geplanten Export der MOX-Anlage

Aktion vor Atombetrieben:  Festnahme der Demonstranten

Hanau. Mit der vorläufigen Festnahme von acht Demonstranten endete gestern Mittag eine Protestaktion der Umweltschutzgruppe „Robin Wood“ vor dem Tor der Siemens-Nuklearbetriebe in Hanau-Wolfgang. Polizeibeamte führten die Aktivisten ab, die aus Protest gegen den möglichen Export der stillgelegten Mischoxid-Brennelementefabrik (MOX) nach Russland den Zugang zu dem Industriegelände blockiert hatten. Noch am Nachmittag erhoben Umweltschützer scharfen Protest gegen die in Ihren Augen „in mehrfacher Hinsicht überzogene Polizeiaktion“.

 »Keine Plutoniumfabrik nach Russland« forderte ein riesiges Transparent, das die Demonstranten kurz nach 11 Uhr vor der Zufahrt zum Siemens-Werksgelände an der Rodenbacher Chaussee entrollten. Mit Handschellen hatten sich die Aktivisten an die Gitterstäbe des Rolltores gekettet, um ihren Protest gegen einen Abbau der MOX-Produktionsstätten in Hanau für den Weiterbetrieb in Russland zu dokumentieren.
Aufgeschreckt hatten die Umweltschützer öffentlich bekannt gewordene Überlegungen im Bundesumweltministerium, die stillgelegten Siemens-Apparaturen aus Hanau für die Umwandlung waffenfähigen Plutoniums in Brennelemente zur zivilen Nutzung zur Verfügung zu stellen.

Hintergrund dieser Pläne ist die amerikanisch-russische Vereinbarung, jeweils rund 35 Tonnen hoch giftiges Waffenplutonium aus Raketen-Sprengköpfen auf diesem Wege umzuarbeiten. Eine Technologie, die in Deutschland wegen ihrer Gefährlichkeit aufgegeben worden sei, dürfe nicht anderswo in der Welt erneut zum Einsatz kommen, so „Robin Wood“-Sprecher vor Ort.

Die Umweltschutzorganisation fordert statt der Umwandlung die Verschrottung und Endlagerung der Atom-Sprengköpfe.

Bis »fünf vor zwölf« wollte die Demonstrantengruppe ihre Blockade aufrechterhalten. Zunächst schien der Hausherr, die Siemens AG, keine Notiz von der Aktion vor seinen Toren zu nehmen: Lediglich ein Fahrzeug der Werksfeuerwehr zeigte sich kurz in der Nähe des Schauplatzes. Gegen 11.45 Uhr erschien dann die Polizei auf der Bildfläche. Mit sechs Fahrzeugen rückten rund 20 Beamte an, die zunächst das Ende der Demonstration abwarteten, um dann mit der Feststellung der Personalien zu beginnen. Zur Erkennungsdienstlichen Behandlung« wurden die beteiligten Aktivisten festgenommen und in Polizeifahrzeugen abtransportiert. Kurz nach 15 Uhr waren alle wieder auf freiem Fuß.

Nötigung und Verstoß gegen das Versammlungsgesetz lauteten nach Angaben eines Sprechers der Polizeidirektion Hanau die Anschuldigungen, die nach einer Anzeige der Siemens AG zur Festnahme der Demonstranten geführt hätten. Die Betroffenen seien vor Ort nicht über den Grund ihres Abtransports informiert worden, kritisierte später BBU-Sprecher Eduard Bernhard, der sich unmittelbar nach der Polizeiaktion eingeschaltet hatte. Auch sei die Festnahme unnötig gewesen, da die Personalien der Beteiligten bereits zuvor festgestellt worden seien.

Unbestätigten Angaben zufolge zog die Firma Siemens ihre Anzeige zurück, nachdem die erkennungsdienstliche Behandlung der Festgenommenen bereits begonnen hatte.

Daraufhin seien die polizeilichen Maßnahmen abgebrochen worden, erklärte Eduard Bernhard nach einem ersten Gespräch mit den »Robin Wood«-Aktivisten. Unter anderem seien zwei Personen fotografiert, weitere zeitweise in Einzelhaft festgehalten worden Die Organisation habe einen Rechtsanwalt eingeschaltet, um das Vorgehen der Behörden auf seine Rechtmäßigkeit zu prüfen. Der BBU, so Bernhard gestern Nachmittag, werde innerhalb der nächsten 24 Stunden ausführlich Stellung nehmen.

Quelle: Main-Echo  kko
Hanauer Anzeiger vom 2. August 2000
Die Floßfahrer von ,,Robin Wood" erleben viel
,,Wald statt Asphalt" - Kampfhund über Bord

Hanau. - Das moderne Leben lässt wenig Raum für archaische Erfahrungen. Solche boten reichlich die Floßfahrer der Umweltgruppe ,,Robin Wood", die am Schloss Philippsruhe festmachten auf ihrem Weg von Würzburg nach Köln. Wer sich von den Passanten einmal auf das zwölf Meter lange Gefährt aus dicken Kiefernstämmen wagte, den überkam sofort eine stoische Ruhe, wenn man sich auf den Planken niederließ und den sachte fließenden Main plötzlich nahezu in Augenhöhe hatte.

,,Das kommt davon, dass das Floß direkt auf dem Wasser liegt und nicht so hoch ist wie ein Schiff", meinte ,,Robin Wood"-Flößer Alexander Gerschner. Er hatte gestern alle Hände damit zu tun, interessierten Besuchern das hölzerne Gefährt zu zeigen, mit dem die Robin Wood-Leute im vergangenen Jahr schon einmal von Stuttgart nach Duisburg gefahren waren. Bei einem dieser Besuche entglitt gestern einem ,,Robin Wood"-Mitstreiter glatt das Handy aus dem Gürtelclip und glitschte auf Nimmerwiedersehen in den Main. Trotz archaischer Holzkonstruktion sind die Umweltaktivisten auf modernste Technik angewiesen. Neben Telekommunikation und Solarzellen zur Stromerzeugung verrichtet auch ein Außenbordmotor seine Arbeit an Deck. Der Motor sei nämlich Vorschrift, war zu erfahren. Das Führen eines Wasserfahrzeuges auf Flüssen sei ohne Antrieb verboten, da jederzeit eine Manövrierfähigkeit gewährleistet sein müsse. Das Floß sei folglich ganz offiziell vom Wasser- und Schifffahrtsamt abgenommen worden.

Aufregend war gestern nicht nur die vorübergehende Festnahme von ,,Robin Wood"-Aktivisten vor dem Werkstor der Hanauer Nuklearbetriebe (wie auf Seite 1 berichtet). Die Teilnehmer der Floßtour hatten dabei die heimische ,,Robin Wood"-Gruppe unterstützt, um gegen die mögliche Lieferung der Hanauer Plutoniumfabrik nach Russland zu protestieren. Auch auf dem Flqß passierte vieles, wenn dies auch im allgemeinen mit Politik überhaupt nicht zu tun hatte.

In erster Linie sind die zwölf Mitglieder der Umweltgruppe unterwegs, um unter dem Motto ,,Wald statt Asphalt" für eine Umkehr in der Verkehrspolitik zu werben. Am Waldsterben, das unvermindert anhalte, sei hauptsächlich der Straßenverkehr schuld. Durch eine Verlegung des Schwerlastverkehrs auf die Schiene und eine Schwerverkehrsabgabe könnte beispielsweise der Schadstoffausstoß und damit der ,,saure Regen" verringert werden. ,,Wir haben viele emotionale Reaktionen - auch hier in Hanau - erfahren," schilderte Alexander Gerschner. ,,Manche fühlen sich durch unsere Forderung in ihrer Mobilität als Autofahrer gehindert und haben uns deshalb heftig kritisiert", berichtete der 35-Jährige.

Zu den kuriosen Erlebnissen der Crew - das jüngste Mitglied ist übrigen acht Monate alt - gehörte gestern ein Besuch eines Kampfhundes an Bord. Der hatte vorschriftsmäßig einen Maulkorb vor dem Gebiss und war auch entsprechend angeleint an einem langen Lederband. Kaum war das neugierige Tier an Bord, rutschte es ab und glitschte zwischen Floß und metallenem Schiffsanleger ins Wasser. Eingeklemmt auf engem Raum, da ohne Bewegungsradius, wäre das Tier ertrunken, wenn nicht die Umweltaktivisten und das Herrchen in einer gemeinsamen Aktion das vor Todesangst zitternde Tier wieder ins Trockene befördert hätten.

Torsten Kleine-Rüschkamp


horst gunkels ökonomischer und ökologischer Bericht zur Lage der Nation und des ÖkoBüros Hanau:
Danke Konzerne!
Danke Opec!

Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet, sparsam mit Ressourcen umzugehen, bedeutet den CO2-Ausstoß zu vermindern. Dies kann über Einsicht und Engagement geschehen oder aber über den Geldbeutel. Da der Geldbeutel bei den meisten Zeitgenossen stärker entwickelt ist als Verstand und Umweltbewusstsein, sind steigende Energiepreise der effektivste Weg zu nachhaltigerem Wirtschaften. Leider hat in diesem Punkt die Politik weitgehend versagt. Automann Schröder steht dafür, die Mineralölsteuer um nicht mehr als 6 lächerliche Pfennige pro Jahr zu erhöhen. Kein Wunder,dass auf unseren Straßen gerast wird, der Sprit ist einfach zu billig. Auch kein Wunder, dass die zu beheizende Fläche je Person in Deutschland munter weiter steigt und dass eher die Heizung größer gedreht wird, als dass sich die Leute einen Pullover überziehen. Glücklicherweise ist allerdings nicht die Regierung die einzige, die auf den Ölpreis Einfluss hat, es gibt ja auch noch die OPEC und die Ölkonzerne. Und die fangen gerade an, etwas für nachhaltiges Wirtschaften zu tun, sie steigern die Öl– und Benzinpreise. Noch sind wir weit von der Schmerzgrenze entfernt. Zwar gilt auch hier wieder der Satz „BILD bellt bald blöd bald blind“, aber die Leute stört der bislang moderate Aufschlag auf Öl und Benzin kaum. Shell-Vorstand Vahrenholt erklärte, die Nachfrage nach Heizöl sei noch nie so hoch gewesen wie in der ersten Septemberwoche dieses Jahres, kein Wunder, dass dieser Nachfrageanstieg bei konstanten Angebot zu happigen Preisaufschlägen führte und der Heizölpreis erstmals über die 1-DM-Grenze stieg. Und wer sich einmal an die Autobahn begibt wird feststellen, dass auch hier der Markt alles andere als elastisch reagiert: es wird munter weiter gerast. Auch der Weg zum Bäcker wird weiter mit dem Auto zurückgelegt. Meines Erachtens liegt die Schmerzgrenze beim Benzin bei einem Preis zwischen 7 und 9 DM je Liter— die Geschreigrenze liegt deutlich niedriger, bei 2 DM.

Eine Freude also für einen echten ÖkoBürokraten, dass sich die Marktpreise zumindest in die richtige Richtung entwickeln. Und dies lohnt sich auch wirtschaftlich. So hat eine Anhängerin des ÖkoBüro Hanau im März diesen Jahres eine Spende der besonderen Art gemacht. Dem Trägerverein (Abteilung Netzwerk) wurde ein zinsloser Kredit zur Verfügung gestellt mit der Maßgabe, das Geld anzulegen und die Erträge aus der Geldanlage als Spende für diesen Vereinsbereich zu verwenden. Dies habe ich auftragsgemäß getan. Selbstverständlich habe ich dafür keine BMW-Aktien gekauft, sondern sie politisch korrekt angelegt: in alternative Energien wie Windkraft, Sonnenzellen aber auch Lieferanten von Komponenten für solche Anlagen.

Dies hat sich für den Verein ausgezahlt. So waren die Aktien der US-Firma Astropower im Frühling für 15 € erhältlich, derzeit notieren sie auf 49 €. Die Firma Umweltkontor (schön: das ist die deutsche Übersetzung von ÖkoBüro) ging im Sommer an die Börse, der Ausgabekurs betrug 11 €; Kurs derzeit: 35 € (gestern 13. Sept. allein plus 20 %). Die Firma SAG (Photovoltaik) gab im August junge Aktien heraus, um weiter zu expandieren, zu 7,50 €, Kurs gestern: 11,50 €. Die US-Firma Mechanical Technologies, die Komponenten für Windkraftanlagen liefert, stieg allein diese Woche von 12,60 € auf 18,50 €. In der gleichen kurzen Zeit stiegen die Aktien des deutschen Marktführers für Windkraftanlagen, Plambeck Neue Energien von 31,50 € auf 39,80 €. Auch die Solaraktie Solon ist von 4 € zu Jahresbeginn auf aktuell 15,60 € gestiegen. Energiekontor (Schwer-punkt Windkraft) ging im Frühling an die Börse und notierte damals mit 37,50 €, Kurs derzeit 61,50 €. So schön kann EnergieWende sein!

Wir nehmen übrigens gern weitere zinslose Kredite an. Oder ein anderer Tipp: engagieren auch Sie sich finanziell für die EnergieWende am Aktienmarkt, freuen Sie sich über Kurssteigerungen und spenden Sie die Hälfte Ihres Gewinnes an die Koordination e.V. Ob bei den Kursen noch Luft nach oben ist, klar doch. Neben den genannten Papieren würde ich allerdings in erster Linie auf Lieferanten von Komponenten für Wind-, Solar– und KWK-Energie setzen, denn die sind momentan noch nicht so entdeckt. So liefert z.B. die Firma Pro DV (WKN: 696780) die Software für die Steuerung von Windkraftanlagen. Der größte Ausstatter sowohl für Komponenten im Bereich Windenergie als auch KWK-Anlagen ist die Balcke-Dürr AG (WKN: 556500), hier dürfte der Kurs steigen, nachdem mit einer Kapitalerhöhung Babcock-Borsig sich einen großen Teil der Aktien gesichert hat (Aktionärsversammlung ist am 2. Oktober), vorher wird man versuchen den Kurs nicht über den mit Babcock-Borsig verhandelten Preis von 13,62 € steigen zu lassen.



Faxgeräte zu verkaufen
Das ÖkoBüro Hanau verkauft einige seiner gebrauchten Einrichtungsgegenstände. Heute bieten wir zwei Faxgeräte an:
ein älteres Modell, voll gebrauchsfähig mit integriertem Telefon und fünf neuen Faxrollen für nur 100,— DM.
Ein nicht einmal zwei Jahre altes Normalpapierfax (derzeit noch in Gebrauch) SHARP UX 600M für 200,— DM.
Wer beide Geräte abnimmt, zahlt nur DM 250,— zusammen.


horst gunkel:
Thermoselect in der Regionalversammlung

Bericht therm. Abfallbeseitigungsanlage des MKK in Hanau

Hierzu gab es einen Antrag der Grünen, einen Bericht zu erstellen. Der Bericht wurde am 8. September im Ausschuss vorgelegt und am 15. September in der Versammlung. Im Ausschuss habe ich ergänzende Fragen gestellt, die leider der Herr Grimm vom Staatlichen Umweltamt in Hanau entweder nicht beantworten konnte oder sehr ausweichend und unsachlich beantwortete. Leider war der Ausschussvorsitzende ein Sozi (Baldur Schmitt). Dieser unterbrach mich mehrfach und entzog mir schließlich ohne erkennbaren Grund das Wort. Er begründete dies damit, die Diskussion um die Thermoselectanlage hier nicht erneut führen zu wollen.

In der Regionalversammlung gab es dieses Problem nicht, da dort kein Sozi Vorsitzender ist, sondern der sehr souveräne Landrat Banzer (CDU). Es zeigte sich jedoch auch hier, dass die Mehrheit nicht gewillt war, eine Diskussion des Berichtes zu führen. Neben dem Bericht des Ausschussvorsitzenden war ich der einzige Redner. Hier meine inhaltliche Stellungnahme, die zunächst von unsachlichen Zwischenrufen der Sozis unterbrochen wurde, die keine inhaltliche Diskussion wünschten. Nachdem diese dafür beim Vorsitzenden keine Unterstützung bekamen, gaben sie dieses Unterfangen auf:

„Die Anlage stimmt mit den Zielen der Raumordnung und Landesplanung überein“ steht in dem Bericht. Ich kann das nicht nachvollziehen.

Ist es denn Ziel der Raumordnung und Landesplanung, industrielle Anlagen in Flussauen und Überschwemmungsgebieten zu planen?

Ist es denn Ziel der Raumordnung und Landesplanung, explosionsgefährdete Anlagen in der Nähe von Verbrauchermärkten und eines Tanklagers unterzubringen?

Ist es denn Ziel der Raumordnung und Landesplanung, Müllverbrennungsanlagen in Gewerbegebieten anzusiedeln und nicht in Industriegebieten?

Seitens des RP wurde geltend gemacht, dieses Gewerbegebiet habe seinen Charakter hin zu einem Industriegebiet geändert. Das Gegenteil ist der Fall. Seit der Stillegung der Cabot gibt es kein nennenswertes Industrieunternehmen mehr in diesem Gewerbegebiet. Die Cabot war vielmehr eine Ausnahmeerscheinung, bei deren Ansiedlung möglicherweise sachfremde Erwägungen eine Rolle spielten. Bei dieser Ansiedlung war die Familie Cabot der viertreichste Familienclan der USA, der namhafteste Vertreter dieser Familie, Henry Cabot-Lodge war zu diesem Zeitpunkt US-Botschafter in Bonn. Inzwischen ist die Cabot aus Hanau verschwunden. Es gibt in dem Gewerbegebiet der Bebauungspläne 904 und 904.1 nur noch ein einziges Industrieunternehmen, die Firma Maxit, und die nimmt nur 0,6 % der Fläche ein (5950 qm von 100 ha). Faktisch hat sich dieses Gebiet vom reinen Gewerbegebiet weg entwickelt, aber nicht hin zum Industriegebiet, sondern zum Mischgebiet aus Gewerbe und Wohnbau. Neben Einfamilienhäusern gibt es dort auch immer mehr Mehrfamilienhäuser mit Eigentumswohnungen. Daher hat der VGH Frankfurt auch entschieden: „Die Anlage ist an dem gewählten Standort planungsrechtlich unzulässig“ (VGH-Urteil zur Thermoselectanlage AZ 15 G 2447/00(V). In diesem Urteil wird auf die Auflistung von typischen Gewerbebetrieben verwiesen, die dem stenografischen Wortprotokoll über den Erörterungstermin nach BimSchG am 9. Juni 1999 zu entnehmen sei. Dort finden wir u.a. folgende Betriebe
 

Die Liste lässt sich fortsetzen, ich möchte nur darauf hinweisen, das sich in unmittelbarer Nachbarschaft auch die Deutsche Kleiderspedition mit einem Auslieferungslager befindet, zwei Baumärkte (Bauhaus und hornbach) außerdem der gerade erst vergrößerte Lebensmittelmarkt LIDL (Neueröffnung im August diesen Jahres).

Da sich offensichtlich das Gewerbegebiet von einem Gewerbegebiet mit Industrieanlagen zu einem gemischten Wohn und Gewerbegebiet entwickelt hat, fordere ich den RP auf, seine Beschwerde gegen das o.g. VGH-Urteil zurückzuziehen. Sollte es dem nicht nachkommen, so werden die GRÜNEN in Vorbereitung der nächsten Sitzung einen mehrheitsfähigen Antrag mit den anderen Fraktionen abstimmen und als dann zur Novembersitzung einbringen.

Auch die Mengenfrage ist in dem Bericht widersprüchlich bearbeitet. Während einerseits von einer Verbrennungskapazität von 644.000 t/a in Südhessen ausgegangen wird und ein Bedarf für 2010 von 662.000 t/a ermittelt wird, also von einer Lücke von 17.000 t/a ausgegangen wird, sollen hier 90.000 t/a zugebaut werde. Dies führt zu einer Überkapazität, die gerade der vom hessischen Umweltminister Dietzel (CDU) eingebrachte Abfallwirtschaftsplan durch (gerade im Ballungsraum) länderübergreifende Lösungen angehen möchte. Von daher ist nicht einzusehen, wieso der Zubau dem Ziel der Raumordnung und Landesplanung entsprechen soll.

Im übrigen möchte ich den schlechten Service des staatlichen Umweltamtes im Zusammenhang mit dem vorliegenden Bericht monieren. Der Bericht ist in weiten Teilen unlesbar bzw. unverständlich, ein Beispiel:

Die Antragstellerin hat die entsprechenden Angaben zur voraussichtliche Art, Masse, Zusammensetzung und Einstufung in Kapitel 9 (Seite 2-6) und Kapitel 3 der Antragsunterlagen (Seite 62) gemacht. Die Prüfung der Verwertbarkeit und ein Vorschlag zu konkreten Verwertungsmaßnahmen ist in Kapitel 9 der Antragsunterlage (Seite6 ff.) enthalten. Die Beseitigungsmöglichkeiten für den Fall, dass keine Verwertung möglich ist, sind in Kapitel 9 (Seite 33ff.), Kapitel 3 der Antragsunterlagen (Seite 63) und den „ergänzenden Angaben zur UVU“ vom Januar 1999 (Seite 7/8) dargestellt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, dies ist keine nützliche Information sondern Desinformation. Auf meine Nachfrage im Ausschuss, was denn das inhaltlich hieße, wurde mir vom Verfasser des Berichtes gesagt, dazu wisse er auch nichts. Auf diese Art gibt es zwar einen sog. „Bericht“, aber es wird nichts berichtet. Ich bitte den RP daher, dafür Sorge zu tragen, dass die Unterlagen lesbar sind, bzw. im Ausschuss eine Beantwortung von Zusatzfragen möglich ist. Wir haben damit unter dem scheidenden Chef der Abteilung Regionalplanung, Herrn v. Tilling, gute Erfahrungen gemacht. Die Auskünfte waren immer sachlich und kompetent, unvoreingenommen gegenüber allen Fraktionen. Herr RP Dieke, ich möchte sie bitten dafür Sorge zu tragen, dass dies auch in Zukunft wieder der Fall ist.



Termine

Bislang liegen uns nur diese Termine vor. Aktuelle Terminangaben finden sich unter http://ww.oekobuero.de

27. Sept. 2000, 19.30 h, Fahrgastbeirat Raum Hanau; Ort: Gaststätte "Dampflok" - Kolleg (im Hanauer Hauptbahnhof);
28. Sept. 2000, 20.00 h, nhz—neue hanauer zeitung: Offene Redaktionssitzung
30. Sept. 2000, 20.00 h, nhz—neue hanauer zeitung:
1. Okt. 2000, 20.00 h, nhz—neue hanauer zeitung: Umbruch
18. Oktober 2000, 20.00 h, ROBIN WOOD - Regionalgruppe Hanau
20. Oktober 2000, 19.30 h, EnergieWende-Komitee Main-Kinzig Ort: Schlüchtern
21. Okt. 2000, 14.30 h, VCD Main-Kinzig e. V.: öffentliche Arbeitssitzung
2. November 2000, 19.30 h, offene Fraktionssitzung und Sprechstunde der BUG
15. November 2000, 20.00 h, ROBIN WOOD - Regionalgruppe Hanau
18. Nov. 2000, 14.30 h, VCD Main-Kinzig e. V.: öffentliche Arbeitsgruppensitzung
30. November 2000: Einsendeschluss für das ÖkoInfo Nr. 28
13. Dezember 2000, 20.00 h,  ROBIN WOOD - Regionalgruppe Hanau
15. Dez. 2000, 19.30 h, EnergieWende-Komitee Main-Kinzig
16. Dez. 2000, 14.30 h, VCD Main-Kinzig e. V.: öffentliche Arbeitsgruppensitzung
17. Dezember 2000, 10.00 h: Produktion und Versand des ÖkoInfo Nr. 28


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