Engagierter Buddhismus
Buddhismus ist das Praktizieren des Dreifachen Pfades aus Sittlichkeit (Ethik), Meditation und Weisheit, den der Buddha lehrt. Er lehrte diesen Dreifachen Pfad nicht umsonst in dieser Reihenfolge. Sehen wir uns die drei Begriffe an und sehen wir weiter, warum eine andere Reihenfolge keinen Sinn macht.
Ich möchte ein Beispiel bringen, aus dem klar wird, wie unsinnig,
ja widersinnig Meditation ohne Ethik ist. Letztes Jahr besuchte ich ein
kleines buddhistisches Meditationszentrum
in einer deutschen Großstadt. Es wurde die metta bhavana,
die Meditation zur Entfaltung liebender Güte, geübt, in der gleiche
Liebe zu allen Wesen entwickelt werden soll: Freunden, Feinden, Menschen,
Tieren. Anschließend verteilte eine Teilnehmerin Negerküsse
an die Teilnehmer - aus liebender Güte versteht sich. Hauptbestandteil
von Negerküssen ist Hühnereiweiß aus der tierquälerischen
Massentierhaltung, von Batteriehennen, die pro Huhn gerade einmal ein
DIN A 4-Blatt "Lebensraum" haben, von Hennen die derartig unter Streß
stehen, voll lebenslänglicher Angst sind, in Panik einander die Federn
aushacken, gebrochene Flügel und Kannibalismus sind an der Tagesordnung.
Tierquälerische Negerküsse im Rahmen einer Übung zur liebevollen Güte für alle Lebewesen: widersprüchlicher, unbuddhistischer geht es nicht mehr.
Wie aber übt der Engagierte Buddhist Sittlichkeit, wie übt er die Nichtschädigung von Lebewesen? Wie verhält er sich im Alltag, z.B. in bezug auf Negerküsse?
Nach innen übt er. Nach außen übt er. Abwechselnd nach
innen und außen übt er.
Wie übt er nach innen? Achtsam erkennt er das Problem, sobald
er ein Produkt (z. B. den Negerkuß) sieht, achtsam versteht er das
Problem, achtsam reflektiert er das Problem. Achtsamkeit, Ethik, Meditation
und Weisheit, alles kommt hierbei zum Tragen. Aufgrund dieser Rechten Achtsamkeit
gelangt er zur Rechten Einsicht (Essen von Negerküssen schädigt
Lebewesen), gelangt er zum Rechten Entschluß (wie er sich zu verhalten
hat), gelangt er zum Rechten Handeln.
Wie übt er nach außen? Aufgrund der Rechten Achtsamkeit,
der Rechten Einsicht und des Rechten Entschlusses kommt er zum Rechten
Reden (ohne diejenige zu tadeln, die guten Willens Negerküsse besorgt
hatte), gelangt er zum Rechten Han-deln und zum Rechten Verhalten (Lebenswandel)
und entwickelt so Vorbildfunktion.
Wie übt er abwechselnd nach innen und außen? Er übt dies, indem er beides tut: sein eigenes Verhalten im Rahmen der Ethik zu optimieren, und er engagiert sich, um diese Ethik, diese Sittlichkeit, diese political correctness auch in die Gesellschaft zu tragen. Dies kann durch Aktionen eines Einzelnen, besser jedoch durch Engagement in Gruppen erfolgen. Dabei ist es von sekundärer Bedeutung, ob es sich um buddhistische Gruppen handelt, wie das Netzwerk Engagierter Buddhisten oder um an bestimmten Themen arbeitende Gruppen (wie z.B. animal peace).
Bekanntlich besteht das Leben nicht nur aus (Nicht-)Essen von Negerküssen.
So in jedem Detail die Vollkommene Achtsamkeit entwickelnd, übt der
Engagierte Buddhist nach innen, übt er nach außen, übt
er abwechselnd nach innen und außen.
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