Wer immer dieses Verbrechen vom 11. September geplant hat, muss mit diesen Reaktionen gerechnet haben. Niemand kann glauben, durch solch einen Anschlag auf ein Volk, auf die Zivilbevölkerung eines Landes, unmittelbar irgendwelche politische Ziele durchsetzen zu können. Niemand kann glauben, durch solch einen Akt die Regierung der USA zu irgend einer vielleicht gewünschten Änderung ihrer Politik zu bringen. Die Anstifter, die Drahtzieher und Finanziers, wer immer sie sind, müssen die Vertiefung des Risses, der sowieso durch die Welt geht, gewollt haben. Dieses Risses zwischen den reichen und den armen Ländern, der sogenannten zivilisierten Welt und den sogenannten Gangsterstaaten, der abendländischen Welt und dem Islam und so weiter. Dieser Riss ist ja gar nicht eindeutig: reich und arm deckt sich ja gar nicht mit christlich und islamisch, mit demokratisch und autoritär, mit West und Ost oder mit Nord und Süd und so weiter. Aber diese Terroristen erhoffen sich eine Polarisierung der ganzen Welt, wollen, dass jeder für eine Seite Stellung bezieht. Vermutlich in der Hoffnung, sie könnten dann die Führung der einen Seite übernehmen. So ungefähr muss das Kalkül dieser Menschen sein. Und wenn nun die andere Seite mit einem ähnlichen Gewaltakt antwortet, der wiederum in erster Linie Unschuldige treffen wird, dann werden die Terroristen ihrem Ziel einen großen Schritt näher sein. Und wie es scheint, geht ihre Rechnung voll auf.
In der Textsammlung „Der seltsame Krieg“ gibt es unterschiedliche Texte zum Thema „Krieg und Frieden“. Die meisten wenden sich an den Verstand der Kinder. Sie versuchen, die komplexen Ursachen eines Krieges, die historischen Wurzeln, das Zusammenspiel vieler Faktoren, das letztlich zu Ergebnissen führt, die vielleicht gar keiner gewollt hat, verstandesmäßig erfassbar zu machen. Das Vertehen aber hat letztlich auch wieder gefühlsmäßige Änderungen zur Folge: Was ich verstehe, macht mir weniger Angst als das Unverstandene oder Unverstehbare.
Die Geschichte „Der blaue Junge“ ist vielleicht am geeignetsten, um in das Thema einzusteigen, weil sie sich besonders stark an die Gefühle der Kinder wendet. Ein Junge auf einem fernen Planeten hat in einem Krieg beide Eltern verloren und hat alle Tränen geweint, die er gehabt hat. Nun will er niemanden mehr lieb haben, denn wenn er noch einmal jemand verlieren würde, würde er vor Weinen sterben müssen. Er kann sich nur mehr mit Maschinen und Waffen umgeben. Erst ein alter Mann auf dem Mond gibt ihm Hoffnung: Er zeigt ihm ein Fernrohr, durch das er die Menschen unten studieren kann, um herauszufinden, warum sie überhaupt Kriege führen.
Man könnte fragen: Was wäre aus
dem blauen Jungen geworden, wenn er den alten Mann nicht getroffen hätte?
Hätte er nicht, wenn er die falschen Leute getroffen hätte, ein
solches Werkzeug für Terroristen werden können, wie es die jungen
Leute waren, die anscheinend die Flugzeuge in das World Trade Center gelenkt
haben? Oder wie eines der palästinensischen Kinder, die von klein
auf wissen und spüren, dass sie keine Chance haben, in dieser Welt
irgend etwas zu erreichen, außer - Märtyrer ihres Volkes zu
werden?
Nach den tragischen Ereignissen am 11. September suchen viele
Eltern, LehrerInnen, SeelsorgerInnen, PsychologInnen nach
Materialien, um mit Kindern diesen Schrecken aufzuarbeiten.
Unter http://www.friedenskultur.net/
können sie eine Reihe von
Geschichten finden, die dabei hilfreich sein können. Die Texte
stammen aus dem Buch "Der seltsame Krieg", erschienen bei
Beltz & Gelberg. Der Autor hat sich mit Zustimmung des Verlags
bereit erklärt sie zum kostenlosen Herunterladen zur Verfügung
zu
stellen.
Die Texte gibt es auch auf Englisch, Französisch, Russisch,
Chinesisch, Spanisch, Dänisch, Estnisch, Japanisch, Kroatisch,
Serbisch und noch anderen Sprachen.
Martin Auer ist ein anerkannter österreichischer Kinderbuchautor.
Seine Bücher sind mit vielen österreichischen und internationalen
Preisen ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt worden.
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Terror