Projekt Umweltverbund - hier: ÖPNV

4. ÖPNV - Nutzbarkeit

Der Öffentliche Personennahverkehr muß sich in Zukunft verstärkt an zeitgerechten Qualitätsmerkmalen messen lassen.

Qualitäten eines attraktiven Nahverkehrs sind:
 

4.1 Nutzbarkeit Steinheim/Klein-Auheim

4.1.1  Berufsverkehr

Aufgrund der aufgezeigten Strukturen wird deutlich, daß ein großes Potential für die ÖPNV-Nutzung vorhanden ist. Ständig verstopfte Straßen und eine hohe KFZ-Dichte belegen dies. Am 31.12.93 kamen in Steinheim auf 12.023 Einwohner immerhin 6.096 PKW; In Klein-Auheim kamen auf 7.029 Einwohner 3.454 PKW und der Zunahmetrend hält an. Nach Presseangaben nutzen bisher 50 Pendler aus Steinheim und Klein-Auheim den Bus als Zubringer zum Bahnhof Steinheim. Verantwortlich dafür ist sicher die unzureichende Anbindung bzw. Verknüpfung Bus/Schiene. Mit der Wahrnehmung der Aufgabe als Zubringer und Verteiler könnte der Busverkehr einen erheblichen Beitrag leisten, um die Straße zu entla-sten und eine Alternative zum Auto im Berufsverkehr zu bieten.

4.1.2  Schülerverkehr

In Steinheim befinden sich zwei Grundschulen (Geschwister-Scholl-Schule mit 170 SchülerInnen und Theodor-Heuss-Schule mit derzeit 277 SchülerInnen), die Eppsteinschule (Haupt- und Realschule mit Förderstufe mit ca 336 SchülerInnen) sowie die August-Bebel-Schule (Kreisberufsschule Offenbach mit ca. 230 Schü-lerInnen). In Klein-Auheim befindet sich die Friedrich-Ebert- Schule, eine Grundschule mit Förderstufe (ca 310 SchülerInnen).

Der Schülerverkehr wird im wesentlichen durch den Busverkehr abgedeckt. Der Übergang zu den Innenstadtgymnasien führt schon früh zu Fahrten mit dem ÖPNV. Gerade für SchülerInnen wird damit ein Eindruck geprägt, der schlußendlich zu einer dauerhaften Einstellung führen kann: zumindest gilt für die ersten Erfahrungen meist - Bus solange wie nötig - wenn möglich Auto. Enge, Gereiztheit, Transport! kennzeichnet den Schülerverkehr mit Bussen.

4.1.3  Einkaufsverkehr

Wie bereits angeführt, dient die Erschließung durch die HSB in erster Linie dem Zubringerdienst zur Hanauer Innenstadt. Die Einkaufsbeziehungen Klein-Au-heim/Steinheim bzw. umgekehrt dürften eher zu vernachlässigen sein.

Herausragende, innenstadtorientierte Einkaufsmöglichkeiten sind mittwochs und samstags der Hanauer Markt, donnerstags Grimm's Krams und Dienstlei-stungsabend bis 21.00 Uhr. Für BusnutzerInnen, die auf die Linie 12 angewiesen sind, ist ein Wahrnehmen des Dienstleistungsabends per Bus nicht bzw. nur er-schwert möglich, da der vorletzte Bus der Linie 12 werktags den Freiheitsplatz um 19.00 Uhr verläßt, der letzte fährt jedoch erst um 22.45 Uhr, eine Andienung in der Zwischenzeit im Bereich des Netzes der Linie 12 erfolgt nicht.

Infrastrukturmaßnahmen, die die Zielgruppe "Einkauf" unterstützen, finden nicht statt. Obwohl schon seit vielen Jahren gefordert, fehlen immer noch verschließ-bare Abstellanlagen an den zentralen Stellen an Marktplatz und am Freiheitsplatz. Der Ausschluß von BusnutzerInnen vom Dienstleistungsabend spricht für sich. Möglich wäre lediglich ein Ausweichen auf die Linie 4 und ein z.T. längerer Weg in die Neubaugebiete auf wenig fußgängerfreundlichen Strecken, im Dun-keln und auf wenig frequentierten Wegen.

In Steinheim angesiedelte Einkaufsmöglichkeiten im nördlichen Steinheim (Otto-Hahn-Str./Sennefelder Straße) sind mit dem ÖPNV nicht (mehr) erreichbar.

4.1.4   Freizeitverkehr

Im Freizeitverkehr gibt es Ausschlußzeiten und erhebliche Schwierigkeiten für BusnutzerInnen bzw. ÖPNV-NutzerInnen.

4.2 Flexibilität

Den gestiegenen Mobilität muß auch der Öffentliche Personennahverkehr Rech-nung tragen. Im Sinne einer größeren Flexibilisierung sind während der Abendstunden Möglichkeiten anzubieten, auch außerhalb von Haltestellen den Bus zu verlassen. Das Bestellen eines Taxis zur gewünschten Haltestelle sollte ebenso möglich sein.

In Zeiten, in denen keine rege Nutzung stattfindet, sollten kleinere Busse eingesetzt werden, die flexibel fahren können. Die bereits angesprochene Erweiterung des Angebotes durch Nacht-Taxi, Kleinbusse, Ruf-Taxi o. ä. sollte in ein Gesamtkonzept eingebunden werden. 


5.  Haltestellen

5.1 Allgemeine Anforderungen

Der Komfort beginnt an den Bahnhöfen bzw. Haltestellen. Haltestellen sind die Visitenkarte des Öffentlichen Personennahverkehrs und ein gepflegtes, anspre-chendes Erscheinungsbild sollte selbstverständlich sein.

Alle Bahnhöfe/Haltepunkte sind mit Hochbahnsteigen auszustatten, so daß ein stufenloser Einstieg möglich ist. Im Busverkehr sind die Voraussetzungen für möglichst geringe Niveauunterschiede zu schaffen.

Die Wartehallen sollen attraktiv, teils offen, teils geschlossen, an Verknüpfungs-punkten beheizbar sein und dem Fahrgast nicht nur zeigen, daß er ein modernes Verkehrsmittel benutzt, sondern auch umfangreiche Informationen geben über den Linienverlauf, Tarife, Anschlußmöglichkeiten und erreichbare Ziele.

Eine Anzeigentafel kann Auskunft über die Zeit, Ankunft der nächsten Linie sowie Hinweise über Abweichungen vom Fahrplan geben.

Noch bestehende Busbuchten sind zurückzubauen, der geschaffene Platz kann für großräumige Wartehallen genutzt werden. Regenschutz und ausreichend Sitzplätze sind an modernen Haltestellen selbstverständlich.

Bei der Ausstatung der Haltestellen sind wesentlich:
 

Die Bezeichnung der Haltestellen sind ausreichend groß so anzubringen, daß sie problemlos vom Bus aus gelesen werden können. Vorherige und anschließende Haltestellen sind ebenfalls deutlich erkennbar, jedoch kleiner, angegeben, um eine Orientierung zu verbessern.

Haltestellen sollen zentral gelegen, leicht und gesichert erreichbar sowie deutlich im Straßenraum herausgehoben sein. An breiteren Straßen sind Verengungen der Fahrbahn zugunsten einer Haltestellenausweitung vorzunehmen, um überholenden Autoverkehr zu verhindern. Der Einzugsradius sollte maximal 300 m betragen, in dicht besiedeltem Gebiet bzw. bei exponierten Gebäuden ist geringerer Abstand einzuhalten.

5.2 Haltestellen in Steinheim/Klein-Auheim

Untersucht man die Haltestellen in Steinheim und Klein-Auheim nach oben genannten Kriterien, so bietet sich ein breites Spektrum.

Die Grundausstattung der Haltestellen im Bereich Steinheim/Klein-Auheim be-steht aus einem Laternenmast bzw. einem Stock mit kleinem Haltestellenschild, Fahrplan und einem Papierkorb. Diese Ausstattung weisen die meisten Halte-stellen auf. Sie sind wenig ansprechend, nicht nach nachvollziehbaren Kriterien im Straßenraum angebracht und laden keineswegs zur Busnutzung ein. Häufig werden die Haltestellen zugeparkt, sie sind unzureichend beleuchtet und kaum wahrnehmbar.

Darüber hinaus finden sich weitere Ausprägungen, die die sukzessive Anschaffung von Haltestellen dokumentieren. Haltestellen älteren Datums, die kompakt Regenschutz und wenige Sitzmöglichkeiten aufweisen und Haltestellen neueren Datums, mit großer Werbewand, beleuchtet, Sitzgelegenheiten und Wetterschutz.

Auffallend ist, daß lediglich an 3 Haltestellen mehr als 3 Fahrgäste einen wettergeschützten Sitzplatz finden. Hinweise auf Tarife, Verknüpfungsmöglichkeiten bzw. eine Gesamtübersicht findet man nirgends. Keineswegs selbstverständlich ist ein geschützter Überweg zu den Haltestellen, selbst an stark frequentierten Straßen sind Umwege in Kauf zu nehmen bzw. Überwege in zumutbarer Entfernung fehlen ganz. Die Praxis, Radwege durch Abtrennung mittels eines Strichs oder einer Farbmarkierung auf dem Gehweg zu vermehren, führt gerade im Bereich von Haltestellen zu Konfliktsituationen.

Selbst in Neubaugebieten wurde der Parkraumgestaltung mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht als dem ÖPNV. Drastische Beispiele für Fehlplanungen sind die Haltestellen Vogesenstraße und Schachenwaldstraße. In beiden Fällen gibt es einen zentralen Platz, der als Parkraum dient. In der Vogesenstraße ist in unmittelbarer Nähe ein Kiosk, bei der Schachenwaldstraße eine Ladenzeile. Der vorhandene Platz wird für Parkplätze genutzt, BusnutzerInnen werden auf wieder verengte Gehwege verwiesen, mit Standardausrüstung: Stock und Papierkorb - keine Sitzmöglichkeit, kein Regenschutz, unbeleuchtet und abgelegen. Durch eine Verlegung der Haltestelle ließen sich sowohl Wartehallen errichten als auch die Infrastruktur und das Sicherheitsempfinden verbessern.

Auch in Bereichen, wo eine häufige Busnutzung unterstellt werden kann, sind die Sparversionen anzutreffen. In der Ludwigstraße in Steinheim weisen sowohl die Haltestellen Poststraße als auch Doorner-Straße lediglich die Sparausführung auf. Hier sind vor allem ältere Personen häufig auf den Bus angewiesen. Bei der Haltestelle Doornerstraße ist zwar Platz für viele parkende Autos, jedoch nicht für eine Wartehalle.

Auffallend ist, daß lediglich an 3 Haltestellen mehr als 3 Fahrgäste einen wettergeschützten Sitzplatz finden. Hinweise auf Tarife, Verknüpfungsmöglichkeiten bzw. eine Gesamtübersicht findet man nirgends. Keineswegs selbstverständlich ist ein geschützter Überweg zu den Haltestellen, selbst an stark frequentierten Straßen sind Umwege in Kauf zu nehmen bzw. Überwege in zumutbarer Entfernung fehlen ganz.

5.3 Verknüpfungspunkte

Geeignete Verknüpfungspunkte sind in Klein-Auheim die Endhaltestellen der Linien 4 und 6 am Friedhof Klein-Auheim. Zwar sind hier Unterstell- und Sitzmöglichkeiten gegeben, der Raum ermöglicht jedoch eine bessere Ausstattung dieses Verknüpfungspunktes. Eine Umgestaltung nach den aufgestellten Kriterien ist anzustreben. Ein Kiosk, Toiletten, Radabstellanlagen und entsprechende Hinweise auf Telefonzellen und Stadtplan sind zu errichten. Dringend veränderungsbedürftig ist die derzeitige Radwegeführung.

In Steinheim fungiert der Bahnhof Steinheim als Verknüpfungspunkt. Er wird derzeit jedoch in keiner Weise seiner eigentlichen Funktion gerecht und ist daher dringend den Erfordernissen nach den bereits beschriebenen Anforderungen an-zupassen - Radabstellanlagen - Kiosk - Hinweise - vernünftige Verknüpfung durch den Bus als Zubringer und Verteiler - berücksichten der Bedürfnisse von Frauen, Älteren und Behinderten.

Als Verknüpfungspunkt geeignet ist an der Ludwigstraße der Bereich der Halte-stelle Ernststraße. Der jetzige Parkplatz könnte um Fahrradabstellanlagen ergänzt und attraktiver gestaltet werden. Damit ließe sich die Aufenthaltsqualität entscheidend verbessern. Die derzeit vorhandenen unzureichenden Haltestellen müssen hierzu um wenige Meter verlegt werden. Ausreichender Platz ist durch die Einengung der Fahrbahn zu erreichen, was die gegenüberliegende Anordnung der Haltestellen erlauben würde.

Weitere Verknüpfungspunkte wie die Haltestellen Obertor und Dürer-Straße sind auszubauen. Die Haltestelle Obertor ist der Zugang zur Altstadt Steinheim. Trotz der zentralen Lage gibt es keinen optimalen Zugang zur Haltestelle. Dem Durch-gangsverkehr auf der Darmstädter Straße wird Vorrang gewährt. Durch die Schaffung von Rundumgehwegen ist hier die Situation unbedingt zu verbessern. Der Kardinal-Volk-Platz bedarf dringend einer Veränderung, um seiner Funktion als Tor zur Altstadt gerecht zu werden.

Die Bereiche Vogesenstraße und Schachenwaldstraße sind durch Verlegung attraktiver zu gestalten, ggf. durch Radabstellanlagen zu Verknüpfungspunkten auszubauen.



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